Full text: Erster Band (1. Band)

470 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller. 
Der Ausschuß machte in einem sofort erlassenen Rundschreiben 
den Handelskammern und kaufmännischen Korporationen, den in— 
dustriellen und wirthschaftlichen Vereinen Anzeige von seiner Kon— 
stituirung, forderte sie auf, ihre Wünsche in Bezug auf den abzu— 
schließenden Handelsvertrag mit Rußland zu äußern und sprach 
seine Bereitwilligkeit aus, mit Sachverständigen in mündliche Be— 
rathungen einzutreten. Die bei dieser Aktion nicht anwesenden 
Mitglieder des Ausschusses für die Industrie und den Handel 
schlossen sich unverzüglich an. Eine an die Vertreter der Land— 
wirthschaft im Ausschusse gerichtete Aufforderung zur Mitwirkung 
blieb unbeantwortet. Sie haben sich auch später nicht gemeldet, 
sondern dauernd von der Thätigkeit des Ausschusses ferngehalten. 
Der somit aus dem Geh. Kommerzienrath Vogel-Chemnitz, Kom— 
merzienrath Möller-Brackwede, Bergrath Wachler-Berlin für 
die Industrie, Stadtrath Teschendorf-Königsberg i. Pr., Mitglied 
der Handelskammer, Lange-Lübeck, C. Ponfick-Franfurt a. M. für 
den Handel bestehende Ausschuß betraute mit der Geschäftsführung 
den Geschäftsführer des Centralverbandes Bueck und den General— 
sekretär des Deutschen Handelstages, Konsul Annecke. Sein 
Bureau richtete er in den Geschäftsräumen und mit den Abeits— 
kräften des Centralverbandes ein. 
Als dieser Ausschuß thatsächlich die Funktionen eines 
Zollbeirathes übernahm, konnte Niemand voraussehen, daß er, 
mit dem ihm zur Verfügung stehenden ungenügenden Apparat 
vor die Erfüllung einer gänzlich neuen Aufgabe gestellt, 
einen durchaus günstigen und in vielen Fällen maßgebenden 
Einfluß auf den befriedigenden Ausgang der Vertragsverhandlungen 
gewinnen würde. 
An die Spitze der deutschen Unterhändler war, in Abweichung 
von den bisherigen Gepflogenheiten, ein gewiegter und erprobter 
Diplomat gestellt worden. Es kann hier festgestellt werden, daß 
es dem Ausschuß oder, wie dieser immer genannt worden ist, dem 
Zollbeirath, gelang, in sehr vielen und bedeutungsvollen Fällen die 
praktischen und thatsächlichen Verhältnisse und die sich aus ihnen 
ergebenden für die zollpolitische Behandlung maßgebenden Ge— 
sichtspunkte festzustellen. Dadurch wurde in allen diesen Fällen die 
thatsächliche Grundlage für die Verhandlungen, d. h. für die zu 
stellenden Forderungen und die möglichen Zugeständnisse, geschaffen. 
Der Ausschuß verfuhr dabei in folgender Weise. Fast bezüglich
	        
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