Full text: Erster Band (1. Band)

486 H. MA. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller. 
werde thun müssen, was möglich sei, um weiter zu existiren, und 
er hoffe, daß bei späterer Gelegenheit seine Industrie auch einmal 
etwas günstiger behandelt werden würde. 
Geh. Finanzrath Jencke leitete seine Ausführungen mit der 
Bemerkung ein, daß in der gleichen Lage wie Kommerzienrath 
Dietel sich viele befänden. Ein Handelsvertrag, der das wirth— 
schaftliche Gedeihen zweier so großer Reiche umfasse, könne unmöglich 
alle Theile auf beiden Seiten befriedigen. Es seien bei uns einzelne 
Interessenten, ganze Branchen und Gruppen, die sich enttäuscht 
fühlten über das, was für sie erreicht sei, und Anlaß zu der Annahme 
zu haben glaubten, es hätte für sie mehr erreicht werden müssen. Das 
sei aber eine Unmöglichkeit gewesen, und man dürfe sich im großen 
und ganzen die Freude über das, was erreicht worden sei, nicht 
durch Gedanken daran verderben lassen, was hätte erreicht werden 
können. In einer ganz ähnlichen Lage wie die von Kommerzienrath 
Dietel erwähnte Industrie befände sich die rheinisch-westfälische 
Eisen- und Stahl-⸗Großindustrie, für die der Vertrag nichts oder doch 
nur sehr wenig bringe. Diese Industrie habe aber auch nicht viel 
erwartet und nicht viel erwarten können, im Hinblick auf die große 
Entwicklung der Eisen- und Stahlindustrie in Rußland selbst. 
Er müsse der Ansicht des Kommerzienraths Möller beitreten, nach 
der man nicht habe verlangen können, Rußland solle seinen Zoll so 
gestalten, daß seine mit Mühe und großen Opfern aufgezogene 
Industrie in Gefahr gebracht werde. Um nicht mißverstanden zu 
werden, bemerke er, daß er hierbei vorzugsweise die Massenfabrikate 
der großen Eisen- und Stahlindustrie: Schienen, Bandagen, 
Achsen, Räder u. s. w., kurz, was zum Zweck des Eisenbahnbaues 
und zur Herstellung des rollenden Materials diene, im Auge habe. 
Diese Massenfabrikate seien früher in großen Mengen nach Rußland 
gekommen; das habe aber jetzt fast ganz aufgehört. Rußland 
importire von der rheinisch-westfälischen Industrie nur noch 
Qualitätsmaterial, das von den Zoll- und Frachtsätzen wenig 
abhängig sei. Die rheinisch-westfälische Eisen- und Stahlindustrie 
werde sich ohne den russischen Markt behelfen müssen; sie habe an 
die Regierung und an die Unterhändler auch keine weitgehenden 
Forderungen gestellt. Die auf diesem Gebiet erreichten Zugeständnisse 
seien unbedeutend und für den Export gar nicht oder nur in 
seltenen Ausnahmefällen von Einfluß. Er belegte dies mit 
Beispielen unter Hinweis auf die Höhe des russischen Zolles, um
	        
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