10 Der Centralverband 1876 — 1901.
von gewissen inländischen Genuß— und Verbrauchsgegenständen er—
hoben wurden, durften in gleichem Betrage von jedem Vereinsstaate
auch von den Gegenständen derselben Art, welche aus dem Gebiete eines
benachbarten fremden oder zum Vereine gehörigen Landes kamen, er—
hoben werden. Die Salzregale wurden beiderseits aufrecht erhalten und
besondere Bestimmungen für Einfuhr und Transport des Salzes ge—
troffen. Für die Besorgung der gemeinschaftlichen Vereinsangelegen—
heiten sollte jährlich ein General-Kongreß zusammentreten, der aus zwei
bayerischen und zwei württembergischen Abgeordneten mit wechselndem
Direktorium bestand. Dieser Kongreß hatte über die etwa noth—
wendigen Abänderungen des Grundvertrags, der Organisation der
Verwaltung, der Zollordnung und des Tarifs sich zu einigen,
die administrativen Rechenschaftsberichte der Ober-Zolladministrationen
zu prüfen, die Hauptrechnung festzustellen, den Etat festzusetzen und
außerdem noch die Rekurse und Beschwerden über die Verfügungen
der Ober-Zolladministrationen zu erledigen. In letzterem Falle
sollte sich der Kongreß unter Zuziehung von Sachverständigen als
Kompromißgericht konstituiren. Das bayerische Gewicht und Maß
wurde dem gemeinschaftlichen Tarife zu Grunde gelegt und die
Zollabgabe hiernach erhoben.
Die Schwierigkeiten, welche sich Preußen bei dem Versuche,
seine handels- und zollpolitischen Verhältnisse selbständig zu regeln,
entgegenstellten, bestanden wesentlich in dem von den nord⸗
deutschen und kleinen mitteldeutschen Staaten jeder Zolleinigung
entgegengesetzten Widerstande. Einzelne der letzteren freilich, wie
Bernburg und Köthen, waren zu besserer Erkenntniß gelangt; sie
vollzogen ihren Anschluß an das preußische System unter dem
17. JZuni 1826 bezw. 17. Juli 1828 Nachdem dies auch, trotz
seiner abgesonderten geographischen Lage, unter dem 14. Februar 1828
seitens des Großherzogthums Hessen geschehen war, sahen sich die
zwischen der bayerisch⸗württembergischen und preußisch-hessischen Ver⸗
einigung liegenden Staaten zu einer Entscheidung gedrängt. Während
von diesen, unter der durchaus preußenfeindlichen Führung Kurhessens,
Verhandlungen mit Bayern wegen des Anschlusses an die süddeutsche
Vereinigung mit wenig Aufrichtigkeit, mehr zum Schein geführt
wurden, war besonders in den sächsischen Ländern und in den
Hansestädten der Plan aufgetaucht, die nördlich von Preußen und
die zwischen der preußischen und der bayerisch-württembergischen