2. Abschnitt: Arbeit des Centralverbandes. A. Handels- u. Zollpolitik 515
Abschluß des Handelsvertrages mit Rußland von großem Werth
gewesen seien. Eine genügende Vorbereitung sei jedoch wegen der
Kürze der Zeit nicht möglich gewesen. Hinsichtlich der Erneuerung
der im Jahre 1903 ablaufenden Handelsverträge ständen schwere
Kämpfe bevor. Sein Verein halte ein möglichst geschlossenes Auf—
treten der Industrie für geboten, daher sei das erwähnte Schreiben
seines Vorstandes an etwa 60 bis 70 Vereine ergangen und man
habe den Präsidenten des Handelstages, Geheimen Kommerzien—
rath Frentzel, zur Berufung und Leitung der beabsichtigten Ver—
sammlung vorgeschlagen, nicht um die ganze Sache durch ihn
organisiren zu lassen, denn es sei bekannt, daß der Handelstag
vielfach andere Interessen habe als der Centralverband und viele
andere Vereine, sondern um die Vorarbeiten in die Hand einer
vollkommen neutralen Persönlichkeit zu legen. Die Antwort des
Centralverbandes auf das Schreiben des Vorstandes vom Chemischen
Verein habe bei diesem großes Bedauern erregt, da das Direktorium
des Centralverbandes nicht geneigt sei, auf den Vorschlag einzugehen.
Es habe zwar nicht im Prinzip abgelehnt, aber doch abgelehnt, sich
dem Vorgehen des Chemischen Vereins anzuschließen.
Während der Abwesenheit Buecks, der zur Kur in Carlsbad
geweilt habe, habe er mit den Mitgliedern des Direktoriums,
Generalkonsul Russell und Geheimrath König, verhandelt und
diesen erklärt, daß, wenn ihnen die Vorschläge des Chemischen
Vereins nicht annehmbar erschienen, dieser gern bereit sein würde,
auch einen anderen Weg zur gemeinschaftlichen Arbeit einzuschlagen.
Er habe als Mitglied des Centralverbandes und des Chemischen
Vereins gewünscht, daß Meinungsverschiedenheiten zwischen beiden
vermieden würden und ein freundschaftliches Zusammenarbeiten
erzielt werden möchte. Er habe deshalb vorgeschlagen, daß
ein Komitee gebildet werden sollte, bestehend aus einem
Mitglied des Centralverbandes, etwa dem Vorsitzenden desselben,
dem Vorsitzenden des Deutschen Handelstages, dem Vorsitzenden
des Chemischen Vereins und den Vorsitzenden vielleicht noch zweier
anderer Vereine, um der Sache nicht einen zu exklusiven Charakter,
sondern von Anfang an eine möglichst weitgehende Grundlage zu
geben. Er habe geglaubt, diese Frage auch hier nochmals anregen
zu sollen, damit erwogen werde, ob es nicht wünschenswerth sei,
ein derartiges Organisationskomitee zu schaffen. Er habe mit Freuden
vernommen, daß der Geschäftsführer des Centralverbandes beauftragt
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