2. Abschnitt: Arbeit des Centralverbandes. A. Handels- u. Zollpolitik. 527
der Behörden Vorsitzende ernannt würden, und daß von ihm auch
zu den betreffenden Sitzungen die erforderlichen weiteren Vertreter
der Behörden delegirt würden. In der Denkschrift war demgemäß
die Ansicht vertreten, daß die Centralstelle ihre wichtige Auf—
gabe in befriedigender Weise nur würde lösen können,
wenn sie in innigster Fühlung mit den maßgebenden Be—
hörden stände, und daß demgemäß eine fortdauernde
Mitwirkung von Vertretern derselben ein unbedingtes
Erforderniß sei. Da aber der Schwerpunkt der Thätigkeit der
Centralstelle unzweifelhaft in der Mitarbeit der Vertreter von
Landwirthschaft, Handel und Industrie zu erblicken sei, so würde,
wie die Denkschrift schrieb, Sorge zu tragen sein, diesen den
eigentlichen Zollbeirath bildenden Personen, in ihrer Gesammtheit
sowohl wie in den von ihnen zu bildenden Abtheilungen, eine
gewisse Selbständigkeit zu sichern.
Für die Centralstelle würde eine dauernde, mit den erforder—
lichen Arbeitskräften ausgestattete Geschäftsstelle zu bilden sein,
deren Kosten vom Reiche zu bestreiten wären. Die Denslschrift
schloß mit der Anregung des Gedankens, der als dauernde In—
stitution gedachten Centralstelle weitere Aufgaben zuzuweisen wie
beispielsweise die Entscheidung in Zollstreitigkeiten.
Die Mitglieder des Direktoriums erklärten sich mit den in der
Denkschrift geäußerten prinzipiellen Ansichten und den gemachten
Vorschlägen im großen und ganzen einverstanden. Insbesondere
war volle Uebereinstimmung darin vorhanden, daß eine in
dem gedachten Sinne zu bildende Centralstelle zur Vorbereitung
der Handelsverträge nicht aus der freien Vereinsthätigkeit gebildet
und erhalten werden könne. Die Denkschrift wurde als Grund—
lage einer an den Reichskanzler zu richtenden Bitte, die Central—
stelle zu bilden, für geeignet erachtet. Vertraulich war die Denk—
schrift auch den Chefs des Auswärtigen Amtes, des Reichsamts
des Innern und des Reichsschatzamtes, sowie dem preußischen
Finanzminister und dem Minister für Handel und Gewerbe unter—
breitet worden. Auch diese gaben, abgesehen von dem Staatssekretär
des Innern, dem Geschäftsführer persönlich ihre Billigung der
prinzipiellen Vorschläge zu erkennen. Graf von Posadowsky
sprach jedoch ernste Bedenken bezüglich der Betheiligung der
Reichsbehörden bei der Begründung der Centralstelle und bei der