Full text: Erster Band (1. Band)

2. Abschnitt: Arbeit des Centralverbandes. . Handels- u. Zollpolitik. 531 
gehen wollte; für diesen aber war die Sache noch nicht spruchreif 
geworden. 
Anders verfuhr der Verein zur Wahrung der Interessen der 
Chemischen Industrie Deutschlands. Er hielt es für nothwendig, 
nunmehr selbständig vorzugehen, und berief daher zu diesem Zwecke 
auf Ende August eine Versammlung nach Berlin, um als Ausfluß 
der Thätigkeit derjenigen Vereine, die sich ihm anschließen würden, 
eine vollkommen freie Centralstelle zur Vorbereitung der Handels— 
verträge zu bilden. Diese Versammlung fand statt. Es sollen 
sich an ihr die Vertreter von 48 Vereinen betheiligt haben. Welche 
Vereine dies gewesen sind, ist trotz wiederholter dringender 
Aufforderung niemals bekannt gegeben worden. Die Bildung der 
Centralstelle wurde beschlossen. Sie trat ins Leben und verstand 
es, die sich ihr äußerst willig zur Verfügung stellende gesammte 
freisinnige und freihändlerische Presse effektvoll für sich in Bewegung 
zu setzen. 
Durch diesen Vorgang wurden Kundgebungen aus den Kreisen 
der Mitglieder des Centralverbandes veranlaßt, die dessen leitende 
Kreise nicht gerade angenehm berührten. Es wurde diesen mehr 
oder weniger deutlich zum Vorwurf gemacht, daß das Direktorium 
und die Geschäftsführung sich augenscheinlich nicht um die Vor— 
bereitung der Handelsverträge kümmerten, ihre Pflicht in dieser Be— 
ziehung nicht gethan hätten, und daß sie sich daher sozusagen von 
dem Chemischen Verein hätten an die Wand drücken lassen. 
In dem Bewußtsein, mit größter Sorgfalt diese Fragen ver— 
folgt und das, was zu ihrer Lösung nothwendig war, eingehend 
und sachgemäß vorbereitet zu haben, mußten diese Vorwürfe einige 
Zeit noch stillschweigend getragen werden, bis das Direktorium in 
seiner am 9. und 10. September abgehaltenen Sitzung die Zeit 
für gekommen erachtete, auch öffentlich Stellung zu der brennenden 
Frage zu nehmen und ein selbständiges Vorgehen nicht länger 
zu verzögern. 
Die Frage, ob und wie der Abschluß künftiger Handels— 
verträge sachgemäß vorzubereiten sei, war brennend geworden nicht 
nur wegen des Zwiespaltes im Innern und der von einer Seite 
immer heftiger werdenden Angriffe auf die deutsche Handelspolitik 
überhaupt, sondern auch wegen bedenklicher Vorgänge auf dem Ge— 
biete der internationalen Handelsbeziehungen, durch welche die 
interessirten Kreise lebhaft beunruhigt wurden. 
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