2. Abschnitt: Arbeit des Centralverbandes. A. Handels- u. Zollpolitik. 559
daß die für die wirthschaftlichen Vereine bestimmten Exemplare
vor Ende des Monats nicht ausgegeben werden könnten. Ein
Exemplar wurde ihm freilich überlassen, jedoch auch mit der
Verpflichtung strengster Geheimhaltung. Damit war der Geschäfts—
führung freilich nur wenig gedient, denn für diese hatte der Entwurf
nur Werth, wenn es angängig war, ihn im Interesse der Mitglieder
zu verwerthen. Ein Exemplar war bereits früher in die Hände
des Geschäftsführers gelangt. Er benutzte es, um die Abschnitte
desselben einzeln drucken zu lassen. Diese einzelnen Abschnitte wurden,
als es ohne Verletzung der erforderlichen Diskretion geschehen
konnte, unter dem 19. Januar den dem Centralverbande angehörigen,
wirthschaftlichen und industriellen Verbänden, Vereinen ꝛc. in der für
ihre Mitglieder erforderlichen Anzahl von Exemplaren zugestellt.
Vorher war schon mancherlei über den Entwurf verlautbart.
Der Handelskammer München war ein Exemplar des Entwurfes
von ihrer Regierung zugegangen, und sie hatte es, während in
Berlin noch strenge Geheimhaltung geübt wurde, ihren Mit—
gliedern zur Einsicht ausgelegt; auch hatten Mitglieder des
Wirthschaftlichen Ausschusses einzelnen Interessenten Einblicke gewährt.
In dem offiziellen Entwurf waren bereits Anträge der Interessenten
in Bezug auf die Zollsätze aufgenommen worden. In den von
dem Geschäftsführer versendeten Druckexemplaren waren diese
Anträge fortgelassen worden, weil die Geheimhaltung derselben
von maßgebender Stelle ganz besonders gewünscht worden war.
Später erschien auch eine käufliche Ausgabe des Entwurfes in der
Reichsdruckerei, doch in so geringer Auflage, daß sie in wenigen
Tagen vergriffen war und daher erneuert werden mußte. Diese
mit einem alphabetischen Verzeichniß versehene Ausgabe wurde mit
Rundschreiben vom 9. Februar 1900 an die Mitglieder des Central—
verbandes versandt. Dabei wurde ihnen mitgetheilt, daß die Ver—
nehmungen der Sachverständigen bezüglich des Tarifschemas durch
den Wirthschaftlichen Ausschuß in wenigen Wochen beginnen würden.
Die Mitglieder wurden aufgefordert, ihre Anträge und Wünsche
hinsichtlich des Tarifschemas der Geschäftsführung thunlichst schnell
zugehen zu lassen. Es wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, daß
es sich vorläufig nur um die Festsetzung des Schemas, nicht um
die der Zollsätze handele, womit nicht ausgeschlossen sein sollte,
daß die Mitglieder gleichzeitig auch ihre Vorschläge und Wünsche
hinsichtlich dieser letzteren aäußerten.