564 H. M Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller.
Fortbestand des gegenwärtigen Zolles auf Roheisen bestehen.
Diesem Verlangen schlossen sich, wie bereits bemerkt, die Vertreter
aller anderen vom Centralverbande umfaßten Industrien an. Die
gleiche Uebereinstimmung der Ansichten bestand hinsichtlich der
Forderung eines Zolles auf Cement in Höhe von 1 Mark für
100 kg. Die Gründe für diese Entschließung lassen sich wie folgt
zusammenfassen. Cement war zur Zeit bei der Einfuhr in das
deutsche Gebiet zollfrei. Die deutsche Cementindustrie fühlte sich
stark genug, um bei freiem Wettbewerb auf dem Weltmarkt
überall mit Erfolg zu konkurriren. Unter den bestehenden Ver—
hältnissen wurde sie aber durch das auf sie angewendete Frei—
handelsprinzip schwer geschädigt und in ihrem Bestehen bedroht,
da alle anderen benachbarten Staaten Zölle von 1 Mark bis
1,75 Mark erhoben. Unter dem Schutz solcher Zölle waren vom
Auslande, besonders in der Nähe der deutschen Grenze, zahlreiche
Cementfabriken errichtet worden; so beispielsweise an der ober—
schlesischen Grenze in Galizien und in Oesterreich an der böhmischen
Grenze. Aber auch in der Schweiz waren 30 Fabriken neu entstanden.
In Rußland waren in den letzten zwei Jahren 14 neue Fabriken
errichtet worden. Diese Länder hatten ihre Cementindustrie, wie
bemerkt, mit Zöllen geschützt, nur nach Deutschland ging Cement
zollfrei ein. Daher war Deutschland das willkommene Absatzgebiet der
in den Grenzgebieten des Auslandes liegenden zahlreichen Werke.
Dieser Zustand entsprach nicht dem Grundsatze des Schutzes der
nationalen Arbeit, und daher fand die Forderung der Cement—
industrie, ihr im Minimum einen Zoll von 1 Mark für 100 kg
zu gewähren, im Centralverbande allseitige Zustimmung.
Es dürfen hier die Ursachen nicht unerwähnt bleiben, die den
Centralverband verhinderten, in gleicher Weise wie bei der Auf—
stellung des autonomen Tarifs in den Jahren 1878 und 1879 vor—
zugehen. Damals hatte der Centralverband einen vollständigen
autonomen Zolltarif ausgearbeitet und damit ein Werk geschaffen, das
in hohem Grade zu dem befriedigenden Ausgang des Kampfes um
das Prinzip des Schutzes der nationalen Arbeit beigetragen hatte.
In jener Zeit war es dem Centralverband gelungen, die unter dem
schweren Druck der Zeit in einen thatsächlichen Nothstand gerathene
Industrie zur vollen Erkenntniß der Solidarität ihrer Interessen zu
bringen und sie zu bewegen, von allen vermeintlichen Gegensätzen ab—
zusehen, sich in voller Einmüthigkeit gegen die Ursache ihrer