Full text: Erster Band (1. Band)

570 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller. 
sichtlich des künftigen Zolltarifes gemacht werden wird. Dabei 
wird das Direktorium nicht unterlassen, sonstigen, in der Zwischen— 
zeit etwa bezüglich der Zoll- und Handelspolitik auftauchenden 
Fragen seine volle Aufmerksamkeit zuzuwenden. 
„In der Hoffnung, uns in Behandlung der hier in Rede 
stehenden Fragen in voller Uebereinstimmung mit unseren Mit— 
gliedern zu befinden, haben wir es für unsere Pflicht erachtet, 
ihnen die vorstehenden Darlegungen über die betreffende Thätigkeit 
des Centralverbandes zu machen.“ 
Wie immer so trat auch nach Schluß der sommerlichen 
Erholungspause mit dem Beginn des Herbstes 1900 eine größere 
Lebhaftigkeit im öffentlichen Leben hervor. Bezüglich der Handels— 
politik bethätigte sie sich in dem immer erregteren Streit um die 
agrarischen, insbesondere um die Getreidezölle, der freilich eine 
willkommene Handhabe in den von den Agitatoren des Bundes 
der Landwirthe vertretenen übertriebenen Forderungen der extrem 
agrarischen Kreise enthielt. Bei Betrachtung der Gesammtlage war 
nicht zu verkennen, daß die Freihandelsbewegung eine sehr große 
Rührigkeit zeigte und daß die Freihändler mehr und mehr in den 
Vordergrund traten und sich organisirten, um ihre Ziele wirkungs— 
voll zu verfolgen. 
In den Kreisen des Centralverbandes war man sich darüber 
wohl klar, daß die Bezeichnung Freihändler und Freihandelspolitik 
nicht mehr ganz zutreffend sei. Denn abgesehen von wenigen Poli— 
tikern, die keinen oder nur ganz geringen Anhang und deswegen auch 
keine Bedeutung hatten, wurde die gänzliche Beseitigung der Zölle 
eigentlich von keiner Partei verlangt, im Gegensatz zu den siebziger 
Jahren, in denen die Beseitigung aller Zölle stürmisch und auch 
mit Erfolg verlangt worden war. Diejenigen Parteien, die jetzt als 
freihändlerisch bezeichnet wurden, waren klug genug, zu erkennen, 
daß sie den Boden unter den Füßen verlieren würden, wenn sie 
im Sinne des damaligen radikalen Freihandels die Beseitigung 
aller Zölle verlangen wollten. Deswegen wurde von ihnen eine 
andere Politik eingeschlagen. Alle diejenigen Vereine und Korpo— 
rationen, die für das Prinzip des Schutzes der nationalen Arbeit 
und für den Tarif von 1879 eintraten, wurden aufs äußerste 
verfolgt und als Hochschutzzöllner scharf angegriffen. Anderer— 
seits wurden, anstatt den Wegfall der Zölle im allgemeinen zu
	        
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