2. Abschnitt: Arbeit des Centralverbandes. A. Handels- u. Zollpolitik. 597
Industrie benachtheiligt werden durch ein Zolltarifgesetz oder durch
einen Zolltarif gegenüber den Erzeugnissen der Landwirthschaft.
Das habe er in seinem Vorschlag zum Ausdruck bringen wollen,
und das sei der Hauptunterschied zwischen den beiden vorliegenden
Resolutionen. Dem Beschluß des Direktoriums vom 9. August
habe er sowohl wie der Referent zugestimmt. Der Unterschied sei
nur, daß aus dem Wortlaut des Beschlusses verschiedene Konse—
quenzen gezogen würden. Bueck ziehe aus dem Badener Beschluß
die Konsequenzen, daß das Direktorium sich überhaupt gegen die
Feststellung von Minimalsätzen im Zolltarifgesetz ausgesprochen habe,
und wünsche daher, daß die Delegirten das Gleiche thun sollten. Er,
der Korreferent, vermöge dies nicht in dem Beschlusse des Direktoriums
zu finden. Er habe in diesem Sinne für diesen Beschluß nicht ge—
stimmt. Auch er fasse aber diesen Beschluß nicht so auf, als wenn in
ihm eine entschiedene Erklärung für den Doppeltarif liege, sondern
er meine, daß sich das Direktorium mit diesem Beschluß weder für
noch gegen den Doppeltarif ausspreche, aber zum Ausdruck bringen
wolle, daß, wenn die Regierung den Weg des Doppeltarifes wählen
sollte, die Industrie alsdann Gewicht darauf legen müsse, daß die
Regierung das nicht allein für einen Theil des wirthschaftlichen
Lebens, für die Landwirthschaft, thue, sondern daß dann das gleiche
Recht auch die Industrie für sich beanspruchen müsse.
Für seine Schlußfolgerung, so meinte der Korreferent, spreche
auch der Wortlaut des Badener Beschlusseßs, denn es heiße
dort ausdrücklich, daß das Direktorium ernste Bedenken gegen die
Bestimmung habe, wonach die Zölle nur für Getreide in keinem
Falle ermäßigt werden dürften, und er bemerke, daß dieses Wort
nur absichtlich hineingekommen sei, denn es sei als Amendement in
den Beschluß hineingesetzt worden. Der Korreferent hatte an den Schluß
seiner Resolution den Satz gestellt: „Die Versammlung der Dele—
girten ist endlich der Meinung, daß die Erreichung der vorstehend
betonten Ziele außer von der Wahl der richtigen Mittel von der
rechten und festen Handhabung derselben abhängen wird.“ In
Anknüpfung an diesen Satz schloß der Korreferent seine Aus—
führungen mit folgenden Worten: „Nicht durch innere, nur
von einseitigen Interessen diktirte Befeindungen sollten wir
unsere Position unseren Gegnern gegenüber schwächen, wir
sollten vielmehr suchen, zu dem schweren Kampfe, der uns bevor—
steht, uns zusammenzufinden unter gegenseitiger möglichster Berück—