600 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller.
seines Widerspruches und desjenigen der Versammlung dieser Doppel⸗
tarif für Getreide erhalten bleibe, er die Konsequenz ziehe und das
Verlangen stelle, daß auch für die Industrie und für deren Er—
zeugnisse der Doppeltarif eingeführt werde. Auf diesen Punkt
spitze sich die Differenz zwischen den beiden Referenten zu. Dies
habe er ausgeführt, um die Debatte möglichst zu vereinfachen.
An der Diskussion betheiligten sich zunächst der Geh. Kom—
merzienrath van der Zypen und Abgeordneter Vorster im Sinne
des Korreferenten. Generaldirektor Kollmann, Sartorius und
Abg. Generalsekretär Dr. Beumer sprachen im Sinne des Referenten.
In der Diskussion wurde auch das Verhältniß zwischen Landwirth—
schaft und Industrie erörtert und die durch den Beschluß des
Direktoriums vom 9. August hervorgerufene Mißstimmung der
Landwirthe gegen die Industrie und besonders gegen den Central—
verband in gewissem Sinne als berechtigt bezeichnet. Da sich
zur Zeit kein Redner mehr gemeldet hatte, ergriff der Vor—
sitzende Geh. Finanzrath Jencke nochmals das Wort zu einigen
Zwischenbemerkungen. Er wolle zunächst hervorheben, daß er
persönlich auf dem Standpunkt des Referenten stehe und sich den
Ausführungen desselben anschließe. Die Ausführungen des Kor—
referenten könne er zu seinem Bedauern nur als unpraktisch be—
zeichnen, und zwar in soweit, als der Korreferent sich mit der
Meinung trage, daß, wenn Minimalzölle nach Maßgabe des 81
des Tarifgesetzentwurfes für Getreide festgestellt würden, dann auch
für industrielle Erzeugnisse Maximal- und Minimalzölle gefordert
werden müßten. Daß diese Forderung Berücksichtigung finden
könnte, erachte er für vollkommen ausgeschlossen. Selbstverständlich
könnten dann nicht nur einzelne industrielle Erzeugnisse in Frage
kommen, wie beispielsweise für die Eisenindustrie Roheisen und
vielleicht noch einige Walzwerksprodukte, sondern die Einführung
des Doppeltarifes müßte sich auf alle industriellen Erzeugnisse er—
strecken; denn, was der einen Industrie billig sei, könne der anderen
nicht abgelehnt werden. Die Forderung des Korreferenten bedeute
daher nichts anderes als eine Aufforderung an die Reichsregierung,
den gesammten jetzt vorgelegten Zolltarif umzukonstruiren und aus
dem, abgesehen von den vier Getreide betreffenden Positionen,
durchgängig autonom gestalteten Tarif einen Doppeltarif zu
machen. Die Reichsregierung würde genöthigt sein, die sämmtlichen
946 Positionen jetzt zweimal im Tarif aufzunehmen, und zwar mit