Full text: Erster Band (1. Band)

20 Der Centralverband 1876 — 1901. 
hatten die Erträgnisse aus dem Zollverein wesentlich erhöhte Ein— 
nahmen gebracht. Dagegen hatte Preußen bis zum Jahre 1834 
aus den Zöllen und indirekten Steuern den Betrag von 20 Silber— 
groschen auf den Kopf seiner Bevölkerung vereinnahmt, während 
dieser Betrag mit dem Inslebentreten des Zollvereins plötzlich 
auf 15 Silbergroschen 6,74 Pfennige gefallen war und sich seit⸗ 
dem nur langsam wieder auf 21 Silbergroschen 11,13 Pfennige 
im Jahre 1840 gehoben hatte. In ganz anderem Maße waren 
dagegen die Zolleinnahmen der übrigen Vereinsstaaten gewachsen. 
So hatten z. B. in Bayern der Antheil an den gemeinschaftlichen 
Erträgnissen der Zölle aus dem bayerisch⸗württembergischen Verein 
im Durchschnitt der Jahre 1830/31 und 1831/32 1999390 I1. 
betragen, dagegen im Jahre 1834 aus den Ergebnissen des großen 
Zollvereins 3850054 fl. 
Diese Erscheinung war wesentlich darauf zurückzuführen, daß 
die Zölle der übrigen Staaten, auch diejenigen der bayerisch-württem— 
bergischen Vereinigung, durch den Zollvereinstarif erhöht worden 
waren, während der alte preußische Tarif, wenn er auch im großen 
und ganzen als Vorbild gedient hatte, doch in wesentlichen Sätzen 
eine Ermäßigung erfahren hatte. Andererseits konnte nicht verkannt 
werden, daß Preußen sich auch durch den Vertheilungsmodus der 
Einnahmen des Zollvereins nach der Bevölkerungszahl der einzelnen 
Staaten im Nachtheil befand. Offenbar hatte Preußen für das 
Zustandekommen des Zollvereins und dessen bisherigen Bestand 
im allgemeinen Interesse erhebliche Opfer gebracht, die weiter auf 
sich zu nehmen die Finanzverwaltung des Staates, in deren 
Händen sich die Angelegenheiten des Zollvereins befanden, nicht 
gesonnen war. 
Nach den eingehendsten Vorbereitungen und Erhebungen trat 
Preußen daher mit Bedingungen hervor, die in ihrer Gesammtheit 
und Bedeutung als die Forderung eines Präzipuums zu kenn⸗ 
zeichnen waren und deren Erfüllung es als Bedingung für die 
Verlängerung des Zollvereins hinstellte. 
Diese Forderungen riefen den heftigsten Widerstand der 
übrigen Regierungen hervor. Die am 7. November 1840 in 
Berlin begonnenen Verhandlungen über die Verlängerung des 
Zollvereins gestalteten sich daher äußerst schwierig, langwierig und 
zeitweilig hoffnungslos. Die weitgehenden Forderungen der Finanz⸗— 
männer hatten aber auch in der preußischen Regierung selbst
	        
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