Full text: Erster Band (1. Band)

608 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller. 
Standpunkt festhalte. Der Geschäftsführer legte diesem Ergebniß 
eine andere Bedeutung bei. Die Strömung, ein „Greater Britain“ 
auch in handelspolitischer Beziehung zu bilden und die Kolonien 
durch gegenseitige Vorzugszölle fester an das Mutterland anzu— 
schließen, sei bekanntlich in sehr weiten britischen Kreisen verbreitet. 
Er, der Geschäftsführer, betrachte als Grund des Ausganges jener 
Verhandlungen den Umstand, daß sich die englischen Politiker wohl 
gesagt haben möchten, die Annahme des Antrages könne zu außer— 
ordentlich ernsten Zollverwicklungen führen, und daß deswegen, und 
nicht aus anderen Gründen, der Antrag abgelehnt worden sei. Wie 
strupellos England mit Ansichten und Meinungen verfahre, die 
man in Deutschland als unantastbare Dogmen betrachte, das habe 
man gesehen, als es sich darum gehandelt habe, die durch 
den Krieg in Südafrika entstandene Geldnoth zu decken. Es sei 
kurzer Hand und in wenigen Tagen beantragt und beschlossen 
worden, einen Ausfuhrzoll auf Kohlen zu legen und einen 
Zuckerzoll einzuführen. Die deutschen Freihändler würden 
sicherlich die Einführung eines Ausfuhrzolles als die Ver— 
letzung eines der wichtigsten Dogmen betrachtet haben. In 
der Kapkolonie werde die Aufstellung eines Einheitstarifes geplant; 
der Premierminister habe am 15. Juli diese Ansicht in einer großen 
Rede bekundet. Der Geschäftsführer glaubte, daß man in Süd— 
afrika vorläufig noch ernstere Aufgaben zu erfüllen habe, als 
Einheitstarife auch für die Burenstaaten aufzustellen. Weiter 
wurde berichtet, daß die sechs australischen Kolonien sich seit dem 
1. Januar des laufenden Jahres zu einem Bundesstaat zusammen— 
geschlossen hätten. Am 29. März seien die Wahlen für die parla— 
mentarische Vertretung dieses Bundesstaates vollzogen worden, sie 
hätten aber nicht die Entscheidung in der handelspolitischen Frage 
gebracht, die bei den Wahlen die Hauptsache gebildet habe. In dem 
Repräsentantenhause sei die schutzzöllnerische, in dem Senat die frei— 
händlerische Strömung überwiegend. Die Aufstellung eines Ein— 
heitstarifes sei in Aussicht genommen; zunächst sei ein Provisorium 
geschaffen, dahingehend, daß die Grenzzölle zwischen den einzelnen 
Kolonien bestehen bleiben, für die eingeführten Waaren aber bei 
dem Uebertritt aus einer Kolonie in die andere Erleichterungen 
eintreten sollten. Dieses Provisorium solle noch zwei Jahre nach Auf— 
stellung des Einheitstarifes gelten. Sodann glaubte der Ge— 
schäftsführer, erwähnen zu sollen, daß sich in den Vereinigten
	        
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