Full text: Erster Band (1. Band)

Einleitung: Politik und Zoll- u. Handelsgesetzgebung. 25 
geltend machte, war damals noch nicht die Rede. Spinnerei und Weberei 
standen sich in ihren Interessen scharf gegenüber, und es war vor— 
auszusehen, daß auch die Regierungen, je mehr sie an der einen 
oder der anderen dieser Industrien betheiligt waren, verschieden 
Partei ergreifen würden. 
Die preußische Regierung hatte hinsichtlich der Zölle bisher 
vornehmlich finanzielle Rücksichten walten lassen; daher befanden 
sich die Zollangelegenheiten ganz in den Händen des Finanz— 
ministeriums. Der Umstand, daß 1842 ein Vertreter für die 
General-Konferenz in Stuttgart auch aus der Abtheilung für 
Handel und Gewerbe ernannt wurde, erweckte die Hoffnung, daß 
in Zukunft auch diese Interessen größere Berücksichtigung finden 
würden. Preußen beantragte in der That eine Zollerhöhung auf 
Wollenwaaren und auf aus Baumwolle und Wolle gemischte Waaren. 
Bald wurde aber wieder eine andere Richtung eingeschlagen, die 
anscheinend auf politische und diplomatische, hauptsächlich von 
England ausgehende Einflüsse zurückzuführen war. Dieses Land 
hatte seine Industrie seit mehr als einem Jahrhundert durch über⸗ 
mäßige Schutzzölle und sonstige Maßnahmen geschützt. Nach 
Einführung der Spinnmaschine war beispielsweise die Verbringung 
derselben ins Ausland bei Todesstrafe verboten worden. Trotzdem war 
England bei den ersten in Deutschland hervorgetretenen Regungen, 
die industrielle Thätigkeit zu schützen, überall energisch und andauernd 
bestrebt gewesen, von solch thörichtem Beginnen abzurathen und 
die Ausführung zu hindern. Nunmehr schien England für seine 
Bestrebungen einen fruchtbaren Boden in Berlin gefunden zu haben. 
Es remonstrirte gegen die Erhöhung der Zölle auf Garne und 
gemischte Webwaaren, stellte für den Fall, daß die Zölle auf dem 
bisherigen niedrigen Stande belassen würden, Zollermäßigungen auf 
deutschen Wein und Baumwollensammet in Aussicht und drohte 
im anderen Falle mit der Verschärfung seines Prohibitivsystems. 
Diese Schritte waren nicht ohne Erfolg: Preußen nahm Stellung 
gegen die Erhöhung der Garnzölle und schien auch gewillt, seine 
Anträge betreffend Erhöhung des Zolles auf wollene und gemischte 
Waaren zurückzuziehen. 
; Unter diesen Verhältnissen wurde die fünfte General-Konferenz 
n am 2. Juli 1842 in Stuttgart eröffnet. Württemberg hatte für 
Garne eine Erhöhung des Zolles auf 5 Thaler und für Garn in 
Zetteln auf 8 Thaler beantragt. Es wurde lebhaft von Baden
	        
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