Full text: Erster Band (1. Band)

Einleitung: Politik und Zoll- u. Handelsgesetzgebung. 93 
i Die Vereinsregierungen verständigten sich, den in Frankfurt 
stattfindenden Zusammentritt der Bevollmächtigten zugleich als eine 
außerordentliche Generalkonferenz zu konstituiren und hierbei die— 
jenigen Fragen, welche für die nächste ordentliche Generalkonferenz 
vorlagen, also namentlich die provisorische Verlängerung des Vereins— 
d tarifs und die von Preußen beantragten Zollermäßigungen, zu be— 
n rathen. Hierbei zeigte sich vor allem, daß die Uebereinstimmung 
der süddeutschen Staaten in der Schutzzollfrage nahe daran war, 
gänzlich zu zerfallen. 
ir Bayern genehmigte nicht nur sämmtliche von Preußen vor— 
t geschlagene Tarifermäßigungen, sondern beantragte noch weitergehende 
Zollbefreiungen und -Ermäßigungen. Dagegen erklärte Württemberg, 
so lange nicht auf die preußischen Vorschläge eingehen zu wollen, 
uz als man von Seiten der übrigen Vereinsregierungen die Annahme 
eines für die deutsche Industrie unumgänglich nothwendigen Schutz— 
zollsystems beharrlich verweigere. Durch diese Erklärung war jede 
a weitere Verhandlung abgeschnitten, und es blieb nichts übrig, als 
en die fernere Geltung des bestehenden Tarifs, und zwar nicht nur 
ch für ein Jahr, sondern für unbestimmte Zeit zu proklamiren. 
ii Im Frühjahr 1850 war endlich eine scheinbare politische Ruhe 
ht wieder eingetreten, und die nächste Generalkonferenz wurde auf den 
lit 1. Juli nach Kassel berufen. 
in Bei den Vorverhandlungen über diese Konferenz trat die 
Schutzzollfrage abermals in den Vordergrund, jedoch in einer 
un Weise, welche eine wesentliche Aenderung in ihrer bisherigen Grund— 
r lage und Gestaltung bekundete und zugleich einen merkwürdigen 
en Abschnitt in ihrer Entwickelung bildete. Bisher war nämlich der 
Kampf zwischen Schutzzoll und Freihandel ausschließlich auf dem 
un industriellen Gebiete geführt worden. Die Interessen der deutschen 
mn Industrie, des deutschen Handels und Ackerbaues waren es, welche 
hn von den Wortführern der beiden Parteien als Gründe ihrer 
u Forderungen benutzt wurden. In allen bisherigen Verhandlungen 
in der Regierungen sowohl wie in denjenigen der National-Versamm— 
en lung in Frankfurt war dagegen der volkswirthschaftliche und 
gie nationale Standpunkt in den Vordergrund getreten. Der Ausgang 
ut der politischen Bewegungen der Jahre 1848 und 1849, namentlich 
ng, aber die dadurch herbeigeführte eigenthümliche Stellung 
ell der beiden Staaten Oesterreich und Preußen zu einander, 
hatte auch in die Verhältnisse des Zollvereins ein neues
	        
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