Full text: Erster Band (1. Band)

52 Der Centralverband 1876 — 1901. 
und Württemberg angeknüpft, um eine Verständigung hinsichtlich 
des Verhaltens bei den bevorstehenden Erörterungen über die 
Erneuerung des Zollvereins und den preußisch⸗ hannoverschen 
Vertrag herbeizuführen. Hierbei erklärte Oesterreich, daß es den 
Fortbestand des Zollvereins im beiderseitigen Interesse wünsche und 
daß die Mittelstaaten sich die Lage vergegenwärtigen müßten, in 
die sie gerathen würden, wenn Preußen die unveränderte Annahme 
des Vertrages mit Hannover zur Bedingung für die Erneuerung 
des Zollvereins machen oder diese überhaupt an Bedingungen 
knüpfen wollte, durch welche die Interessen und die Selbstständigkeit 
der Vereinsstaaten wesentlich gefährdet würden. Um gegen solche 
Bestrebungen Preußens mit Sicherheit und Nachdruck auftreten zu 
können, sei nicht nur eine Verständigung unter sich, sondern, des 
nöthigen Rückhaltes wegen, auch mit Oesterreich erforderlich. 
Oesterreich rechne hierbei aber auch auf die Erlangung der nöthigen 
Garantien für das Zustandekommen der österreichisch-deutschen 
Handelseinigung; diese würde durch den Zutritt Hannovers auf 
eine lange Reihe von Jahren in Frage gestellt werden. 
Oesterreich machte schließlich den Vorschlag, daß seitens der 
Mittelstaaten und der sich ihnen anschließenden kleinen Staaten 
der Abschluß eines Handelsvertrages mit Oesterreich ebenso zur 
Vorbedingung für die Erneuerung des Zollvereins gemacht werden 
sollte, wie es Preußen mit den von ihm mit Hannover geschlossenen 
Vertrage mache. Dieser Vertrag sollte die gegenseitigen Verkehrs— 
erleichterungen und die gegenseitigen Zollbegünstigungen bis zum 
Betrage von 25 pCt. der bestehenden Tarife, gleichzeitig aber auch 
die Grundzüge für die definitive Zolleinigung, enthalten. 
Nächstdem hielt aber Oesterreich für räthlich und nothwendig, 
für den Fall, daß Preußen diesen Vertrag, selbst bei zu gewärtigender 
Trennung der süddeutschen Staaten vom Zollverein, nicht eingehen 
wollte, oder daß überhaupt eine Verständigung über die Erneuerung 
des Zollvereins nicht zustande Läme, jetzt schon eine eventuelle 
Verabredung über eine Zoll- und Handelseinigung zwischen Oesterreich 
einerseits, Bayern, Sachsen, Württemberg und nach Umständen auch 
Baden und den beiden Hessen andrerseits zu treffen. Zur Vor⸗ 
bereitung und zum Abschluß dieser Verträge wurden Verhandlungen 
der betheiligten Staaten in Wien vorgeschlagen. Bayern und 
Sachsen ließen sofort in Wien ihr Einverständniß mit diesen Grund— 
lagen erklären, Württemberg wünschte zwar eine Verständigung mit
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.