Full text: Erster Band (1. Band)

54 Der Centralverband 1876 — 1901. 
Trotz dieser Ablehnung Preußens wurden die Verhandlungen 
in Wien am 4. Januar 1852 eröffnet; an ihnen betheiligten sich 
Bayern, Sachsen, Hannover, Württemberg, Baden, die beiden 
Hessen, Braunschweig, Nassau, Oldenburg, Hessen, Hamburg, die 
Hansastädte und Frankfurt. 
Von Oesterreich wurden sofort zwei Verträge vorgelegt: 
A. ein Handelsvertrag zwischen dem Zollverein und Oesterreich; 
B. ein bereits die spätere Zolleinigung aussprechender Vertrag. 
Die Verhandlungen wurden von den meisten Theilnehmern 
nicht ernst genommen, da sie empfanden, daß die Entscheidung 
über die künftige Stellung Oesterreichs zum Zollverein nicht in 
dieser Konferenz herbeigeführt werden könne. 
Von größerer Wichtigkeit waren die geheimen Verhandlungen, 
die zwischen Oesterreich und den Bevollmächtigten von Bayern, 
Sachsen, Württemberg, den beiden Hessen, Baden und Nassau 
wegen des eventuellen Abschlusses eines Sondervertrages mit 
Oesterreich geführt wurden. Auch bei diesen Verhandlungen herrschte 
keine Uebereinstimmung, da die Regierungen im Hinblick auf die 
Haltung Preußens sich noch nicht binden wollten. Um die Ver— 
ständigung zu fördern, wurden besondere Verhandlungen unter den 
mittelstaatlichen Ministern zuerst in Bamberg (25. März 1852) und 
dann in Darmstadt (4. April 1862) abgehalten. Zu den letzteren 
hatte Bayern eingeladen, wobei von ihm die Bedenken gegen die 
Schritte und Vorschläge Preußens besonders erörtert worden waren. 
Es hob dabei hervor, daß 
1. der Sondervertrag zwischen Preußen und Hannover 
wesentlich modifizirt, 
2. die preußischen Vorschläge wegen Zulassung von Majoritäts⸗ 
beschlüssen und Zollvereins-Konsulaten abgelehnt und der von 
Preußen aufgestellten Ansicht, daß die Verhandlungen mit Oester— 
reich erst nach Abschluß der Verhandlungen über die Erneuerung 
des Zollvereins stattfinden könnten, entgegengetreten werden müsse. 
Die Minister-Verhandlungen in Darmstadt litten unter der 
Nachricht von dem plötzlichen Tode des österreichischen Ministers 
Fürsten Schwarzenberg, der allgemein als die Seele des 
neueren, schärferen Vorgehens Oesterreichs in den handelspolitischen 
Fragen angesehen worden war. Dieser Umstand trug dazu bei, 
daß nur eine Verständigung über die nächstliegenden Sachen er— 
folgte, und zwar dahin:
	        
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