82 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller.
theilung der weitaus größte Theil des Aufwandes vom Arbeitgeber
selbst zu tragen sein würde, indem er zunächst mit seinem eigenen
Antheil, dann mit der für den Arbeiter erforderlichen Lohnerhöhung,
und zum Theil auch mit der Erhöhung der Kommunalsteuer be—
lastet werden würde.
Es wurde von Baare ferner vorgeschlagen haftpflichtige
und nichthaftpflichtige Unfälle unter eine Versicherung zu bringen, 7
also die Unterscheidung zwischen verschuldeten oder nichtverschul—
deten Unfällen fallen zu lassen. An diesen Vorschlag knüpfte er
jedoch den Vorbehalt solche Fälle auszuschließen, in denen dem
Beschädigten die Absicht des Selbstmordes oder das Verschulden
frivoler Unvorsichtigkeit, bezw. eines mutwilligen Exzesses nach—
gewiesen werden könne. Baare führte dann schließlich aus, daß
kleine Unfälle mit verhältnißmäßig schnell vorübergehender Arbeits⸗
unfähigkeit nach wie vor den bestehenden Arbeiter-Kranken- und
Unterstützungskassen zur Last fallen sollten. Hierzu bemerkte er,
daß die mit einer Versicherung gegen solche, an sich geringfügige
Unfälle verbundenen Weitläufigkeiten und Kosten ein erschwerendes 3
Hinderniß bilden würden. In der Hauptsache ging er jedoch von
der Annahme aus, daß der Einschluß aller, auch der kleinen Unfälle se
in die allgemeine Versicherung das solidarische Interesse der Mit— ge
arbeiter an dem dauernden Bestande der Spezialkrankenkassen ver— I
mindern oder gar beseitigen könnte; denn ohne eine scharfe Kontrole
der Mitarbeiter und des Vorstandes würden die Kranken- und ph
Hilfskassen nicht vor betrügerischer Schädigung durch Faulenzer fül
und Simulanten geschützt werden können.
Dieses „Promemoria“ war von dem Staatsminister Hoffmann sch
dem Reichskanzler Fürsten Bismarck unterbreitet worden. Es ble
hatte dessen Interesse in solchem Grade erregt, daß er Baare zu des
einer Besprechung einlud über die Aenderung des Haftpflichtgesetzes we
und, in Verbindung damit, über die Frage der Versicherung aller mü
gewerblichen Arbeiter im Dienste Anderer gegen Unfälle. Diese bis
Besprechung hat am 18. September 1880 in Friedrichsruh bez
stattgefunden. den
Von großem Interesse sind die Aufzeichnungen, die Baare
noch an demselben Tage in Friedrichsruh über die Bemerkungen pro
und Ansichten des Fürsten Reichskanzler bezüglich des ihm vor— eine
gelegenen „Promemoria“ gemacht hat; sie folgen hier wörtlich; ans