2. Abschnitt: Arbeit des Centralverbandes. B. Sozialpolitik. 131
Tie Der Redner des Centrums, der Abgeordnete Dr. Freiherr
ültig. von Hertling, trat diesem Gedanken zunächst entgegen und er—
er⸗ kannte an, daß die vorhandenen Uebelstände durch eine Reform des
Vor⸗ Haftpflichtgesetzes nicht beseitigt werden könnten. Der Redner wies
n die ausführlich und nachdrücklich an der Hand zahlreicher Beispiele
uns nach, daß das Haftpflichtgesetz „gleichsam befangen in alten privat—
sollte rechtlichen Anschauungen die Schuldfrage mit hineingezogen“ und
von damit bewirkt habe, daß nur etwa 20 pCt. aller Unfälle unter das
den Gesetz gefallen seien. In Erwägung dieser Verhältnisse müsse man
thüllt mit der Regierung zu der Ueberzeugung gelangen, daß, „solle
ennt, wieder Wandel geschaffen und dem anerkannten Bedürfniß wirklich
im Rechnung getragen werden, dann nothwendig der einseitige
man Standpunkt der Deliktobligation verlassen werden
der müsse“.
Auch der Reichskanzler wies auf die Mängel des Haft⸗
hall, pflichtgesetzes hin, namentlich aber auf die Prozesse, die ihn zu der
aats⸗ Ansicht geführt hatten, daß ein leichter fungirendes System ein—
neten geführt werden müsse.
u be⸗ Der Abgeordnete Dr. Gneist stellte in eingehender Erörterung
das den Grundsatz auf, daß bei der allergrößten Mehrzahl der In—
igen, dustrieunfälle nicht mit einer privatrechtlichen Haftung, sondern
nente nur durch Rückversicherung zu helfen sei.
Der Abgeordnete Stumm wendete sich zwar mit Entschiedenheit
z sich gegen die Vorschläge des Abgeordneten Richter zur Reorganisation
und des Haftpflichtgesetzes; er trat aber insofern für dieses Gesetz ein,
setzes als er es nicht für so verfehlt erachtete, wie die Motive es hin—
von stellten. Der Zustand sei wesentlich durch das Dazwischentreten
aders der Versicherungsgesellschaften verschlechtert worden. Eine Reform des
tiven Haftpflichtgesetzes im Sinne des Centrumsabgeordneten von Hertling
des in Verbindung mit seinen, auf der Grundlage von korporativen
iesen, Verbänden beruhenden Anträgen, würde er für die richtige Lösung
Ge⸗ gehalten haben. Er acceptire jedoch das von der Regierung vor—
hläge geschlagene Prinzip aus dem Grunde, weil hier „das Bessere der
enden Feind des Guten sei“.
he⸗ Die Reichsversicherungsanstalt wurde von der linken Seite
t des des Hauses sehr stark angegriffen und zurückgewiesen, nur der Ab—
ent⸗ geordnete Bebel war mit ihr einverstanden. Der nationalliberale
n die Abgeordnete Dr. Oechelhäuser wollte ihr höchstens einen Platz
sollte. als subsidiäre Reichsversicherungsanstalt einräumen. Sein Fraktions—