140 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller.
Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Es wird nach einer steigenden
Skala zu zahlen sein, die die gering besoldeten Arbeiter zu einem
kleineren Theil heranzieht. Aber, meine Herren, an den Arb eit—
geber muß sich die Versicherungsanstalt in jedem Falle halten,
dadurch vereinfacht sich die Sache. Den Arbeiter andererseits von
jedem Beitrage zu befreien, wäre weder wünschenswert noch mo—
ralisch räthlich. Und das gerade würde den unrechten, auf der Hand
liegenden Schein eines Privilegiums bezeugen vor dem durch dieses
Gesetz nicht versicherten Arbeiter.“ Bezüglich Heranziehung der
Staatshilfe gehe er soweit, anzunehmen, daß eine Staatshilfe zur
Prämienzahlung an Privatgesellschaften verwaltungsrechtlich kaum
zulässig sein würde, aber mit der reinen Negation komme man über
die Schwierigkeiten nicht hinweg, wenn man nicht etwa glaube,
daß man mit einem einfachen Zahlungsbefehl an die Industriellen
eine solche Frage lösen könne. Er wisse wohl, daß tausend wohl⸗
wollende und wohlhabende Arbeitsherren bereit seien, die ganze
Last des Beitrages auf sich zu nehmen. Dasselbe gelte von einer
Anzahl solcher Industrien, die leichtere Unfallchancen haben, aber
es werde hier eine kurze Enquete erforderlich sein. „Erlauben sie
mir,“ so fuhr der Redner fort „diese Enquete mit ein paar Worten
zu begründen. Ich weiß sehr wohl, daß in diesem Hause — das
kann ich ohne Verdächtigung sagen — vorzugsweise Arbeitsherren
ihren Sitz haben, die sich auszeichnen durch ein ungeheures Maß
von Wohlwollen für ihre Arbeiter, durch ein ungewöhnlich hohes
Maß von Leistungsfähigkeit und durch ungewöhnlich sichere
Kenntniß für ihren Geschäftsbetrieb. Ich möchte z. B. nur an
das erinnern, was unsere Kollegen Stumm und Oechelhäuser
für ihre Arbeiter gethan haben, wie dies in weiten Kreisen bekannt
ist. Aber, meine Herren, unser Vereinsleben bringt uns in Ver—
bindung mit noch mehr industriellen Unternehmungen, die
diesen Standpunkt nicht theilen, und das hohe Haus bitte ich
auch von solchen Anstalten, die auf weniger sicheren
Füßen stehen, sich folgende Momente ans Herz legen zu
lassen. Den Industrien wird nicht nur eine Versicherungsprämie
zugemuthet, sondern sie sollen auch jährlich wachsende, immer
höhere Beiträge zu Gemeindelasten, Armenlasten, Schullasten, zur
Staatsgewerbesteuer und zu noch vielen anderen Dingen leisten.
Wenn wir nun in einer solchen nicht günstigen Lage der Industrie
den Unternehmer plötzlich zwingen, in Gestalt von Versicherungs—