Full text: Zweiter Band (2. Band)

172 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller. 
schloß seine Rede mit den Worten: „Die liebste Antwort würde 
mir sein, daß die ganze Anfrage überflüssig gewesen sei, daß alle 
die von mir berührten Punkte die Aufmerksamkeit und Thätigkeit 
der Verbündeten Regierungen seit langem in Anspruch genommen 
hätten. Ich würde indessen glauben, daß auch dann die gegebene 
Anregung nicht ohne Nutzen gewesen sein würde.“ 
Die so bezeichnete und gewünschte Antwort ertheilte der Reichs— 
kanzler Fürst von Bismarck von vornherein.“) Er meinte 
jedoch, daß die angeregten Fragen nur in Verbindung mit den 
für das Frühjahr in Aussicht stehenden Vorlagen der Verbündeten 
Regierungen sachgemäß erledigt werden könnten. Der Reichskanzler 
sagte dann in Bezug auf die Ausführung der in Aussicht gestellten 
Pläne: „Ich glaube, daß die meisten der Ziele, die der Herr Vor— 
redner uns stellt, nur auf der Basis korporativer Assoziationen 
mit annähernder Sicherheit, ich will nicht sagen, erreicht werden 
können, aber daß es nur auf dieser Basis möglich sein wird, ihnen 
so weit näher zu treten, wie es nach menschlicher Unvollkommenheit 
thunlich ist. Um diese Basis zu schaffen sieht uns noch mindestens 
ein arbeitsvolles Jahr, vielleicht mehr wie das, bevor.“ 
Mit Bezug auf die Wege, die zur Erreichung der in der kaiser— 
lichen Botschaft gekennzeichneten Ziele einzuschlagen seien, bemerkte 
der Reichskanzler: „Ich muß sagen, ich selbst bin meiner Ueber— 
zeugung über die Wahl der Wege — über die Ziele bin ich mir ganz 
klar — aber der Wahl der Wege bin ich so unbedingt sicher nicht, 
daß ich Ihnen heute mit Bestimmtheit amtliche Andeutungen über das 
machen könnte, was ich hoffe, etwa im Monat April dem Reichs— 
tage vorlegen zu können auf diesem Gebiete.“ 
Recht charakteristisch für die Art des großen Kanzlers waren 
die hiermit im Zusammenhange gemachten folgenden Bemerkungen: 
„Ich bin theils noch nicht mit mir darüber einig, theils nicht 
mehr in dem Maße wie ich es früher war; noch nicht, weil ich 
der Belehrung bedarf. Ich bin nicht durch die Weihe der öffent— 
lichen Wahl gegangen und bin deshalb auch nicht in der Lage, 
über alle Dinge eine feste, unabänderliche Meinung (Oh! links) 
rasch in promptu zu haben, sondern ich überlege mir die Dinge 
selbst, und wie ich in manchen Konzepten über wichtige Sachen 
) Stenogr. Berichte über die Verhandlungen des Deutschen Reichstags, 
V. Legisl.-Periode, 1. Session 1881/82, S. 485 ff.
	        
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