Full text: Zweiter Band (2. Band)

230 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller. 
Wohle der Arbeiter förderlich und die Lage derselben zu bessern 
und zu sichern geeignet seien. In Anknüpfung an diese Berufung 
gab der Kaiser der Freude Ausdruck, wenigstens in Preußen, als 
einen ersten Erfolg seiner Sorgen und Bestrebungen in dieser 
Richtung, die beiden ersten Stufen der Klassensteuerpflichtigen von 
dieser Abgabe an den Staat befreien zu können. Dank der Unter— 
stützung seiner hohen Verbündeten und der Arbeit der Behörden 
haben dem Reichstage beim Beginn der laufenden Session die beiden 
Gesetzentwürfe über die Versicherung der Arbeiter gegen Betriebs— 
unfälle in umgearbeiteter Fassung, und der Gesetzentwurf betreffend 
die Krankenversicherung vorgelegt werden können. Der Kaiser habe 
gehofft, daß die Session des Reichstages nicht zu Ende gehen 
werde, ohne daß jene Vorlagen in einer ihrem Zweck entsprechenden, 
ihre Ziele sichernden und ihre Sanktion als Gesetz ermöglichenden 
Gestalt zur Annahme gelangten. Er habe auch mit Befriedigung 
gesehen, wie die ernste Arbeit, welche der Berathung des Kranken— 
kassengesetzes gewidmet worden sei, diesen Theil der Gesammtaufgabe 
bereits so weit gefördert habe, daß in Bezug auf ihn die Er— 
füllung seiner Erwartungen kaum mehr zweifelhaft erscheine. Mit 
Sorge erfülle es ihn jedoch, daß die prinzipiell wichtigere Vorlage 
über die Unfallversicherung bisher nicht weiter gefördert worden 
sei. Bleibe diese Vorlage jetzt unerledigt, so würde auch die Hoff— 
nung, daß in der nächsten Session weitere Vorlagen wegen 
der Alters- und Invalidenversorgung zur gesetzlichen Ver— 
abschiedung gebracht werden könnten, völlig schwinden, 
wenn die Berathung des Reichshaushalts -Etats für 1884/85 die 
Zeit und Kraft des Reichstages noch während der Winter-Session 
in Anspruch nehmen müßte. In der Botschaft wurde dann weiter 
ausgeführt, daß dieser Etat schon jetzt zur Berathung gestellt werde, 
um, wenn die Unfallversicherung, was zu befürchten stehe, in der 
laufenden Frühjahrs-Session nicht mehr erledigt werden würde, die 
erforderliche Zeit dafür in der kommenden Winter-Session zu 
erlangen. Die Kaiserliche Botschaft schloß mit folgenden Worten: 
„Die dazu ersorderliche Zeit ist eine lange für die Em⸗— 
pfindungen, mit welchen Wir in Unserem Lebensalter auf 
die Größe der Aufgaben blicken, welche zu lösen sind, ehe 
Unsere in der Botschaft vom 17. November 1881 aus— 
gesprochenen Intentionen eine praktische Bethätigung auch 
nur in soweit erhalten, daß sie beiden Betheiligten volles
	        
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