Full text: Zweiter Band (2. Band)

300 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller. 
Der Staatsminister erläuterte dann seine Ansicht über die Arbeiter— 
ausschüsse mit denselben Argumenten, die er auch in der General— 
versammlung des Centralverbandes, auf die er sich bezog, vor— 
gebracht hatte, und schloß seine Rede mit den Worten: Ich lann 
danach meinerseits nur als den Wunsch der Reichsregieruug aus— 
sprechen, daß dem Reichstage es gefallen möge, in diesem Punkte 
es bei der Vorlage zu belassen, andererseits erkläre ich nochmals, 
wie ich schon im Eingange erklärt habe, daß ich materiell eine aus— 
reichende Wahrnehmung der Arbeiterrechte in den Beschlüssen der 
Kommission für gewährleistet ansehe.“ 
Dem Abgeordneten Dr. Hirsch (Anwalt der Gewerkvereine) 
erschien die Stellungnahme des Ministers für die Aufrechterhaltung 
der Arbeiterausschüsse nicht scharf genug. Er gab in seiner Rede*) 
der Befriedigung darüber Ausdruck, daß die deutsch⸗freisinnige 
Partei (der Redner gehörte dieser Partei an) in der Frage der 
Arbeiterausschüsse Schulter an Schulter mit der Reichsregierung 
kämpfe. Das thue die Partei immer, wenn ihr von der Regierung 
etwas relativ Annehmbares geboten werde. „Leider,“ so fuhr der 
Redner fort: „sind wir nur selten dazu in der Lage und leider 
trifft es sich, daß gerade bei dieser Frage, wo wir zusammenstehen, 
die Regierung ihre sonst so große Energie in hohem Maße ver— 
missen läßt. Meine Herren, wir sind sonst gewöhnt, daß bei solchen 
Fragen der Vertreter der Regierung erklärt, das ist unsere Absicht, 
und daß wir überhaupt von vornherein wissen, daß, wenn man in 
einer solchen tief eingreifenden Frage der Regierung entgegentritt, 
sie nicht nachgiebt. So ist es uns gegenüber oft genug geschehen. 
Heute, wo wir mit der Regierung zusammengehen, haben wir die 
außerordentlich milde Aeußerung des Herrn Staatssekretärs gehört, 
die auf mich wenigstens — ich mag mich darüber täuschen und ich 
freue mich, wenn ich mich täusche — den Eindruck gemacht hat, 
die Regierung wird nicht in der Lage sein, den vereinigten Wünschen 
des Centralverbandes Deutscher Industrieller, der Rechten und 
des Centrums zu widerstehen, sondern sie wird, so außerordentlichen 
Werth sie auch auf die erste Konzession an die Selbständigkeit der 
Arbeiter, an die Gerechtigkeit gegenüber den Arbeitern legt, diese 
Forderung aufgeben und sich mit den genannten Parteien wieder 
*) Stenogr. Berichte über die Verhandlungen des Deutschen Reichstags, 
V. Legisl.-Periode, 4. Session 1884, Band 2, S. 895.
	        
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