304 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller.
Das zweite große sozialpolitische Werk, mit dem Deutschland
allen anderen Kulturvölkern der Erde voranschritt, war errichtet
worden. Es war zustande gekommen unter dem fortwährenden
Drängen der im Centralverband vereinigten Industriellen, die auf—
richtig und lebhaft gewünscht hatten, daß die Segnungen der Unfall—
versicherung so schnell als irgend thunlich den Arbeitern zutheil
werden möchten. Wesentliche Wünsche und Forderungen des Central—
verbandes waren unberücksichtigt geblieben; das übte auf dessen
Haltung keinen Einfluß aus. Er hielt sich, nachdem das
Geseß erlassen und theilweise sofort in Kraft gesegt
worden war, fuür verpslichtet und betrachtete es als
seine nächstliegende bedeutungsvollste Aufgabe, der be—
treffenden Reichsbehörde, dem Reichsversicherungsamt,
bei der Durchführung des Gesetzes mit allen ihm zur
Verfügung stehenden Mitteln und Kräften Beistand zu
leisten.
In anerkennenswerther Weise beeilte sich die Regierung, die
thatsächlichen Vorbereitungen für die Ausführung des Gesetzes zu
treffen. Vom Reichskanzler wurde schon unter dem 14. Juli 1884
bekannt gegeben, daß das Reichsversicherungsamt an dem gleichen
Tage in Thätigkeit trete und daß zu dessen Präsidenten der Geh.
Regierungsrath, Vortragende Rath im Reichsamt des Innern,
Dr. Bödiker ernannt worden sei. Dieser erließ an demselben
Tage eine, mit einem Auszug aus dem Unfallversicherungsgesetz
und mit den erforderlichen Anleitungen versehene Bekanntmachung,
betreffend die Anmeldung der versicherungspflichtigen Betriebe in
einer Frist bis einschließlich 1. September 1884.
Auch der Centralverband Deutscher Industrieller hatte
seine fördernde Thätigkeit sofort aufgenommen. Der Voraus—
setzung entsprechend, von der die Regierung und der Reichstag bei
der Gestaltung der Bestimmungen des betreffenden Gesetzes aus—
gegangen waren, hatte die Industrie bei der Bildung der Berufs—
genossenschaften die Initiative ergriffen. Von der Geschäftsführung
des Centralverbandes Deutscher Industrieller waren mit den zu
ihm gehörenden Industrien eifrig Verhandlungen über Bildung
und Abgrenzung der betreffenden Berufsgenossenschaften geführt
worden. Diesem Zwecke dienten auch Versammlungen, die in den
einzelnen Bezirken abgehalten wurden.