384 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller.
gegen des Reichsbeitrag ankündigen zu sollen, der „ein sehr ge—
fährliches Stück Kommunismus, und zwar in einem Umfange wäre,
wie es bisher in der Geschichte noch nicht dagewesen sei.“ Der
Reichsbeitrag würde aufzubringen sein durch indirekte Steuern; er
würde daher von den breiten Massen des Volkes getragen werden
müssen. Die Kosten der Versicherung gehörten zu den Produktions—
kosten und müßten durch den Preis der Erzeugnisse gedeckt werden.
Der zweite Centrumsredner Spahn“) schränkte den Wider—
spruch gegen den Reichszuschuß einigermaßen ein. Um die Alters—
versorgung sofort einführen zu können, sei er bereit, einen Reichs⸗
zuschuß zu bewilligen, „aber nichts weiter“.
Den gegen das Kapitaldeckungsverfahren angeführtenGründen
schlossen sich die Redner des Centrums an und befürworteten dem—
gemäß das Umlageverfahren. Hitze verlangte jedoch, daß mit der
Einführung dieses Verfahrens gleichzeitig die Einführung der
Wittwen- und Waisenversorgung verbunden werden sollte. Verlangt
wurde ferner die Rückzahlung der Beiträge, wenn auch nur als
Sterbegeld beim Tode eines Versicherten. Schließlich ließ das
Centrum versichern, daß es seinerseits an einer freudigen, positiven
Mitwirkung, um eine gedeihliche Gestaltung des Gesetzes herbei—
zuführen, nicht fehlen lassen würde.
Auch die Nationalliberalen stellten sich zu dem Grund—
gedanken des Gesetzes freundlich und entgegenkommend. Ihre
Redner, Abgeordneter Dr. Buhl**) und Abgeordneter Oechel—
häuser***) hatten jedoch auch sehr erhebliche Bedenken. In der
vorgeschlagenen Organisation wurde eine Quelle „unsagbarer
Schwierigkeiten“, mit Bezug auf die Berechnung erblickt. Sie wurde
für unmöglich gehalten und gänzlich verworfen. Dr. Buhl erklärte
sich für eine Reichsanstalt, die er gewissermaßen für eine Folge
des Reichszuschusses und als ein Mittel zur Erzielung größerer
Geschäftsvereinfachung bezüglich des Rechnungswesens bezeichnete.
Dabei sollte jedoch der Geschäftsverkehr mit den Beteiligten, be—
sonders die Feststellung und Erhebung der Prämien und die Fest⸗
stellung der Renten durch die Bundesstaaten vermittelt werden.
Dechelhäuser wies die Unmöglichkeit nach, den Berufsgenossen⸗
) Stenogr. Berichte über die Verhandlungen des Deutschen Reichstags
VII. Legisl.-Periode, 4. Session 1888/89, Band 1, S. 213 —216.
a) Gbendaselbst S. 166 171.
***) Ebendaselbst, S. 209 — 218.