Full text: Zweiter Band (2. Band)

514 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller. 
Diese Darlegungen des Referenten sind hier ziemlich aus— 
führlich wiedergegeben, um die Berechtigung seiner Behauptungen zu 
erweisen. Er habe, so sagte der Referent weiter, den Nachweis 
geführt, daß die, eine veränderte Vertheilung der Rentenlast be— 
zweckenden Vorschläge des Entwurfes sich aus dem Geiste der 
bestehenden Gesetzgebung heraus jedenfalls nicht herleiten ließen, 
und daß sie eine Beeinträchtigung wohl erworbener Rechte bedeuteten. 
Jencke ging nun zu der Frage über, ob der Centralverband 
sich darauf beschränken solle, die neuen Vorschläge einfach zurück— 
zuweisen oder ob er sich bemühen solle etwas anderes an die Stelle 
zu setzen. Zur Beantwortung dieser Frage legte der Referent ein 
umfassendes Zahlenmaterial vor, um zu zeigen wie die Sachlage sich 
in der Gegenwart gestaltet haben würde, wenn seiner Zeit zur Durch— 
führung der Invaliditäts- und Altersversicherung die Errichtung 
einer Reichsversicherungsanstalt erfolgt wäre. 
Er gelangte damit zu dem Ergebniß, „daß die Reichs— 
versicherungsanstalt für alle Zeiten bei Forterhebung der 
gegenwärtigen Beiträge und beim Wegfall jeder Repar— 
tition ohne jegliche Gestalt eines Defizits die Renten in 
bisheriger Höhe hätte weiterzahlen können“. 
Der Referent knüpfte hieran die Bemerkung, daß diese Art 
der Versicherung so recht berufen gewesen wäre die Einheitlichkeit 
des Reichsgedankens zu bethätigen. Statt dessen biete die schließlich 
zustande gekommene Organisation das Bild der Zerfahrenheit, 
die schon nach wenigen Jahren Abhilfe erfordere. 
Sehr wohl erinnere er sich, daß, als er in voller Ueber— 
einstimmung mit den wohlüberlegten Beschlüssen des Central— 
verbandes im Jahre 1887 im Volkswirthschaftsrath dieselbe Ansicht 
vertreten habe, der Herr Staatssekretär des Innern sich dahin 
äußerte, daß er persönlich einer Reichsversicherungsanstalt vielleicht 
das Wort reden könnte, daß ein solcher Vorschlag aber bei den 
Bundesstaaten auf Widerspruch stoßen würde. Dieses Bedenken 
des Staatssekretärs sei seiner Zeit richtig gewesen. Mancher Feind 
der Reichsversicherungsanstalten würde aber von seinen Abneigungen 
sicher zurückgekommen sein, wenn er die Entwickelung hätte vorher— 
sehen können, die der Gang der betreffenden Verhältnisse genommen 
habe. Der richtige Augenblick sei aber verpaßt worden und es sei 
ausgeschlossen, daß die Reichsregierung nunmehr auf die Idee der 
Reichsversicherungsanstalt zurückkommen könnte. — Auch er ver—
	        
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