Full text: Zweiter Band (2. Band)

2. Abschnitt: Arbeit des Centralverbandes. B. Sozialpolitik. 607 
er geraden Rücken haben würde, der Wahrheit die Ehre zu geben, 
en und daß demgegenüber auch selbst der Vorsitzende sich nicht immer 
en stark genug erweisen dürfte. Mit Bezug auf diese Befürchtungen 
8⸗ sagte der Staatsminister des Innern: „Wenn ein Organ der Staats— 
8⸗ verwaltung und wenn ein Arbeitgeber so den Boden verlieren 
er könnten, daß sie sich von einem Arbeitnehmer, der an der Ver— 
r⸗ waltung Theil nimmt und eventuell, ich will den Fall einmal an— 
t⸗ nehmen, unter dem Druck der übrigen Arbeiterbevölkerung steht, in 
il⸗ ihrer Ueberzeugung beugen ließen, so muß ich sagen, wäre das ein 
er trauriges Zeichen für den Standpunkt, auf dem bereits gegenüber 
ge den Arbeitermassen die bürgerliche Gesellschaft angelangt wäre. Ich 
tzt halte das für ein künstliches Bild, für eine Fata morgana, die man 
il⸗ vorgemalt hat, die aber den Thatsachen sicher nicht entspricht.“ 
eu Der Staatssekretär des Innern würde diese Bemerkungen 
en vielleicht nicht gemacht haben, wenn die von dem konservativen 
en Abgeordneten Ring im Abgeordnetenhause gehaltene Rede nicht 
en zwei Tage nach der Rede des Grafen Posadowsky, sondern 
4 vorher gehalten worden wäre. Der Abgeordnete Ring hatte 
il⸗ nämlich am 15. Februar 1899 zu der Berathung des Etats für 
en das Jahr 1899 das Wort ergriffen,“) um die Schreckensherrschaft 
l⸗ zu schildern, die von den sozialdemokratisch organisirten Arbeitern 
n im Baugewerbe nicht nur auf die nicht organisirten Arbeiter, 
en sondern auch auf die Meister ausgeübt werde. In seiner Eigen— 
n schaft als stellvertretender Amtsvorsteher im Kreise Teltow hatte er 
en über diese Angelegenheit mit Arbeitern und Arbeitgebern verhandelt. 
ur Mit Bezug auf diese Verhandlungen hatte er gesagt: „Ich bin 
le damals zu den betheiligten Maurermeistern hingegangen, habe jeden 
en einzeln ausgefragt, wie er sich zu diesen Organisationen verhalte. 
n Die Antwort war sehr bezeichnend. Auch die Maurermeister sagten 
. mir: Helfen Sie uns doch, uns und unsere Arbeiter zu schützen vor 
en dieser Art des Streiks, insbesondere vor dem Postenstehen und vor 
h⸗ dem Absperren unserer Bauten! Das können Sie nicht, und 
n da Sie das nicht können, so thun wir, was von diesen 
if⸗ Verbänden von uns verlangt wird. Der Staat hilft uns 
u doch nicht! GHört, hört! rechts.) Muthlosigkeit bei den Arbeitern, 
Muthlosigkeit bei den Meistern. Einer sagte: Wenn morgen der 
er *) Stenogr. Berichte über die Verhandlungen des Abgeordnetenhauses, 
en XIX. Leg.-Per. 1. Session, Band 1,20. Sitzung vom 15. Februar 1899, S. 602.
	        
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