Full text: Zweiter Band (2. Band)

725. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller. 
Die ganze Arbeiterversicherungs-Gesetzgebung sei nach seiner 
Ansicht nur zu Gunsten der Arbeitgeber erlassen, so besonders der 
Ersatz des Haftpflichtgesetzes durch die Unfallversicherung. Gelingt 
es, durch die Versicherungsgesetze die Gesundheit der Arbeiter zu 
erhalten, so habe den höchsten materiellen Vortheil doch schließlich 
die Industrie. Denn nur ein Land, welches über einen gesunden 
Arbeiterstand verfüge, werde in der Lage sein auf dem Weltmarkt 
den Wettbewerb auszuhalten. Daher habe der Staatssekretär 
von Boetticher ganz recht gehabt, als er im Jahre 1884 „den 
Fabrikanten, die sich gegen das Gesetz wehrten“ zugerufen 
habe „wir arbeiten ja nur für Sien, 
So wurde, trotz der ernsten und erfolgreichen Förde— 
rung, die der Centralverband den Arbeiterversicherungs— 
Gesetzen hatte zutheil werden lassen, leider nicht allein 
von der Sozialdemokratie, immer wieder der Versuch er— 
neuert, die Industrie als in entschiedenem Gegensatz zu 
dieser Gesetzgebung stehend darzustellen. Die Ursache dieser 
Verdächtigung und Verunglimpfung war leicht zu erkennen; denn 
aus sehr naheliegenden Gründen war bei der Sozialdemokratie der 
Centralverband ganz besonders verhaßt. 
Molkenbuhr konnte sich nicht versagen auch bei dieser 
Gelegenheit Stimmung gegen ihn zu machen. Er that dies, indem 
er die Regierung als unter dem Einflusse des Centralverbandes 
stehend schilderte. Molkenbuhr verwies auf die großen Zu— 
geständnisse, welche die Kommission des Reichstages bei Berathung 
des vorhergegangenen Gesetzentwurfes vor zwei Jahren den 
Arbeitern gemacht habe. Er sagte dann: „Allerdings war es vor 
zwei Jahren ein ganz eigenthümliches Schauspiel: in der Kommission 
wurde es von der Regierung immer so hingestellt, als würden 
die Kommissionsbeschlüsse dem Reichstage wieder als Vorlage zu— 
gehen, da aber kam der Centralverband Deutscher In— 
dustrieller und versicherte, er könne diese Beschlüsse unter keinen 
Umständen gutheißen; sie wurden sogar als sozialdemokratische 
Beschlüsse bezeichnet. Da, mit einem Male zog die Re—⸗ 
gierung sich zurück vor dem Machtgebot des Central— 
verbandes Deutscher Industrieller.“ (Hört! hört! bei den 
Sozialdemokraten.) 
„Ich kann es begreifen: Wenn die Regierung so etwas thut, 
so hat sie selbst die Verantwortung dafür der Oeffentlichkeit gegen—
	        
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