Full text: Zweiter Band (2. Band)

2. Abschnitt: Arbeit des Centralverbandes. B. Sozialpolitik. 745 
en rath Hoffmann gemachten Vorschläge für unannehmbar erklärt. 
s⸗ Ihr Zweck sei nichts Geringeres, als die Auslieferung der Kranken— 
en kassen an das Unternehmerthum und an die Gemeindebureaukratie, 
er ferner die Einschränkung bezw. Beseitigung der Selbstverwaltung 
in und des Selbstbestimmungsrechtes der Arbeiterschaft. 
l⸗ Mit ganz besonderem Nachdruck traten die Blätter der links— 
en liberalen bürgerlichen Parteien gegen jede Beschränkung bezw. gegen 
en die Beseitigung der freien Hilfskassen als vollberechtigte Kranken— 
r⸗ kassen auf. Die Parteien bewegten sich hierbei vollkommen im 
ß— Fahrwasser der Sozialdemokratie. Dieser kam es vor allem darauf 
an die freien Hilfskassen, diese vollkommen sozialdemokratischen 
Gebilde, vor weiterer Einengung bezw. vor der Beseitigung zu be— 
wahren. Aehnlich wie bei der sogenannten „Zuchthausvorlage“ 
wurde die öffentliche Meinung gegen die hier vorliegenden ein— 
schneidenden Absichten der Regierung bearbeitet und aufgeregt. 
f⸗ Es fehlte jedoch auch nicht an solchen Beobachtern des öffent— 
in lichen Lebens, die starken Zweifel hegten, ob die Regierung den 
m festen Willen und die Kraft haben werde der Sozialdemokratie auf 
in dem Gebiete des Krankenversicherungsgesetzes ernst entgegenzutreten. 
n Die Haltung der Regierung bei der Revision des Invaliden— 
r und Unfallversicherungsgesetzes war in frischer Erinnerung. Man 
glaubte auch wahrgenommen zu haben, daß die Regierung, seit 
der im Reichstage bei Einbringung des Gesetzes zur Regelung des 
e gewerblichen Arbeitsverhältnisses erlittenen schweren Niederlage, den 
d Kampf gegen die Sozialdemokratie thatsächlich aufgegeben habe, 
n und daß sie sich mit einer gewissen Scheu vor dem zunehmenden 
⸗ Einfluß der Sozialdemokraten auf die liberalen bürgerlichen Parteien, 
n Schritt für Schritt zurückzöge. 
. Diesen Zweifeln gab die, mit weiten industriellen und agra— 
rischen Kreisen in engen Beziehungen stehende „Deutsche volks— 
h wirthschaftliche Korrespondenz“ in ihrer gewöhnlich etwas kräftigen 
r Weise Ausdruck. In ihrer Nr. 566 vom 19. September 1900 
n brachte sie einen Artikel „Zur Revision des Krankenkassengesetzes“, 
dessen einleitende Sätze wie folgt lauteten: 
„Wieder einmal hat man es dem „Vorwärts“ zu verdanken, 
wenn jene Grundzüge weiteren Kreisen bekannt geworden sind, 
nach denen eine Revision des Krankenversicherungsgesetzes be— 
absichtigt zu sein scheint, und sich also nunmehr die breitere 
Oeffentlichkeit mit diesen gesetzgeberischen Absichten beschäftigen kann.“
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.