Full text: Zweiter Band (2. Band)

54 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller. 
gefährlichen Bestrebungen binnen kurzer Zeit, theils wegen ihrer 
inneren Unhaltbarkeit, theils durch die Anwendung der im Gesetz drei 
gebotenen Mittel, oder endlich durch positives Eingreifen der Gesetz⸗ Fomn 
gebung auf dem Gebiete der sozialen Reform wieder verschwinden 
würden, sei eine trügerische gewesen. Es handle sich nicht um die sun 
Beseitigung einer vorübergehenden Krankheit, sondern darum, dem Mon 
Weitergreifen eines chronischen Uebels vorzugreifen, dessen Heilung dnn 
in einer nahen Zeit nicht zu erwarten stehe. Die Wirkung des ude 
Gesetzes werde um so kräftiger sein, wenn die ungestörte und der gr 
ununterbrochene Anwendung desselben gesichert sein werde. Der gegen 
Versuch eines Ersatzes durch anders geartete Mittel werde stets der 
Schwierigkeit begegnen, daß die letzteren entweder an Intensität Sum 
verlieren oder vielleicht zugleich auch andere Theile des sozialen van 
Organismus treffen könnten. Die Verbündeten Regierungen hielten schloss 
zwar an der Hoffnung fest, daß die besonderen Maßnahmen gegen beiden 
die Sozialdemokratie für die Zukunft, namentlich wenn die sozial⸗ 
reformatorischen Gesetze ihre Wirkung voll erreicht haben sollten, Durch 
zu entbehren sein würden. Der Zeitpunkt hierfür lasse sich jedoch vaters 
nicht absehen, da die sozialdemokratischen Lehren in den breiten Weileh 
Schichten der Arbeiterbevölkerung schon zu tiefe Wurzeln geschlagen durch 
hätten, als daß man sich der Selbsttäuschung hingeben könnte, daß gesehe. 
schon im Laufe weniger Jahre ein erheblicher Rückgang in der des V 
sozialdemokratischen Bewegung eintreten würde. Werde das Gesetz gebote 
von der beschränkenden Fristbestimmung befreit, so werde es eine Folgei 
derartig erhöhte Wirkung in Aussicht stellen, daß erwogen werden Vieles 
könne, ob unter dieser Voraussetzung es nicht angängig sei auf welche 
einzelne andere Bestimmungen desselben zu verzichten, einzelne zu vergess 
mildern und namentlich für die Handhabung des Gesetzes eine 
weitergehende Rechtsgarantie zu schaffen. lassen, 
Die Verhandlungen im Reichstage über dieses Gesetz voll— daß ed 
zogen sich unter wesentlich anderen Verhältnissen. Der Minister des und V 
Innern von Puttkamer, der die sozialdemokratischen Abgeordneten Gestalt 
stets mit großer Sachkenntniß, Schärfe und Energie schlagfertig mäßige 
bekämpft hatte, war während der kurzen Regierung des todtkranken und 9 
Kaiser Friedrich gestürzt worden, zur unverhohlenen Freude der möge, 
Sozialdemokraten und der linksliberalen Parteien. Die Vertheidigung diesem 
des Gesetzentwurfes lag in den Händen des Nachfolgers im preußi⸗ 
schen Ministerium des Innern, Herrfurth. Der Reichskanzler VII. 
Fürst Bismarck nahm an den Verhandlungen nicht theil.
	        
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