210 5. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller.
Arbeitervereinigungen bestrebt waren, ohne Rücksicht auf die Lage
und das Gedeihen der Industrie, diese unter ihr Joch zu beugen,
daß sie Frieden nur hielten, wenn ihrem Willen seitens der Arbeit—
geber Widerstand nicht entgegengesetzt wurde, daß die Industrien
schwer unter dem Drucke der Trade-Unions litten, und daß viele
Industrielle die Zugeständnisse bedauerten, die sie jenen in anderen
Zeiten und unter dem Einfluß ganz anderer allgemeiner wirthschaft—
licher Verhältnisse gemacht hatten. Mit größerem Verständniß für
das Treiben der internationalen Sozialdemokratie ausgerüstet, hatte
die Abordnung auch untrüglich feststellen können, daß die unver—
fälschten sozialdemokratischen Anschauungen bereits in die Trade—
Unions eingedrungen waren und in ihnen mehr und mehr Boden
gewannen. Das war bis dahin den meisten Industriellen Englands
und selbst manchen Führern der englischen Trade-Unions ent—
gangen.
Die aus eigener Anschauung gewonnene Kenntniß der
englischen Arbeiterverhältnisse ist den Mitgliedern jener Abordnung
in ihrer späteren parlamentarischen Thätigkeit sehr zu statten ge—
kommen, wenn es galt, die landläufigen Anschauungen über die
englischen Trade-Unions als irrthümlich darzustellen und dem
Streben entgegenzutreten, jene Verhältnisse auf Deutschland zu
übertragen.
Es sei hier gleich bemerkt, daß der Geschäftsführer des
Centralverbandes Bueck im Sommer des folgenden Jahres zu
demselben Zwecke eine zweite Studienreise nach England unter—
nommen hatte.
Am 27. September 1890 sollte eine Generalversammlung
des Vereins für Sozialpolitik — der Kathedersozialisten — in
Frankfurt a. Main abgehalten werden. Zur Verhandlung stand an
erster Stelle „Arbeitseinstellungen und die Fortbildung des Arbeits—
vertrages“ Zum ersten Referenten war Professor Brentano
bestellt worden. Von vornherein schien von der Leitung des
Vereins angenommen worden zu sein, daß Brentano, seinen sehr
weit vorgeschrittenen sozialen Ideen entsprechend, lediglich die
Interessen der Arbeiter vertreten würde. Um die objektive Stellung
des Vereins zu wahren, hatte dessen Vorsitzender, Professor
Schmoller, an Bueck die Aufforderung gerichtet, als Korreferent
die zur Erörterung stehende Frage vom Standpunkte der Mbeit—
geber zu behandeln. Um zur Erfüllung dieser Aufgabe noch größere