2. Wschnitt: Arbeit des Centralverbandes. B. Sozialpolitik. 355 
gemeinen Angelegenheiten. Nach den Mittheilungen über die be— 
friedigende Entwickelung der deutschen Industrie und des Handels 
und besonders der Ausfuhr — die Aufwärtsbewegung hatte mit 
dem Jahre 1895 kräftig eingesetzt — zog der Geschäftsführer auch 
die Arbeiterverhältnisse in den Bereich seiner Betrachtungen. 
Mit Rücksicht auf Vorgänge, die sich im Jahre 1904 voll— 
zogen haben, ist es gut hier festzustellen, daß die Geschäftsführung 
des Centralverbandes bereits in dieser Versammlung die Noth— 
wendigkeit des Zusammenschlusses der Industrie zur Abwehr der 
von der Organisation der Arbeiter ausgehenden Eingriffe scharf 
hervorgehoben hatte. Eine gleiche Anregung war bereits von 
dem Direktor Rickel in der Versammlung der Delegirten am 
22. Mai 1890 gegeben worden.*) 
Der Geschäftsführer verwies**) auf die mehr und mehr in 
die Erscheinung tretenden Vereinigungen von gleichartigen Industrien 
zur Wahrung und Förderung ihrer Interessen, auf die Kartelle 
und Syndikate. Hieran knüpfte Bueck die Bemerkung, daß diese 
Vereinigungen nur unvollkommen ihren Zweck erfüllen würden, 
wenn die Arbeitgeber in dem Kampf mit den Arbeitern auf ihre 
vereinzelte Kraft angewiesen blieben und jeder Zeit schweren Ver— 
lusten, auch dem Verluste der Existenz, entgegensehen müßten. Hier 
könne nur geholfen werden, wenn die Arbeitgeber bereit seien, 
ebenso wie die Arbeiter, Mittel für den Kampf aufzubringen zur 
Unterstützung der schwachen Hände in ihrer Mitte. Der Geschäfts— 
führer machte Mittheilung über die großen Summen, die nach 
dem Korrespondenzblatt der Generalkommission der Gewerkschaften 
Deutschlands Nr. 29 vom 13. August 1894 den Gewerlschaften zur 
Verfügung stehen. Er verwies darauf, daß die Arbeiter für ihre 
Zwecke und um ihre Interessen zu erreichen außerordentlich opfer— 
willig seien und mit großen Erfolgen sammelten, daß eine solche 
Opferwilligkeit leider in den Kreisen der Industrie, von einzelnen 
Ausnahmen abgesehen, vollständig fehle. 
Der Geschäftsführer ging dann zu den Erscheinungen auf dem 
Gebiete der Sozialpolitik über. Er hob hervor, daß die neue 
nationalökonomische Schule, die seit etwa fünfundzwanzig Jahren 
ihren Vereinigungspunkt in dem Verein für Sozialpolitik habe, 
daß die sogenannten Katheder-Sozialisten sich durch die Abwendung 
BVerhandlungen ꝛe. des Centralverbandes, Heft 50, S. 147. 
*x) Ebendaselbst, S. 18. 
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