Full text: Dritter Band (3. Band)

2. Abschnitt: Arbeit des Centralverbandes. B. Sozialpolitik. 473 
sie in dem „Verein zur Wahrung der gemeinsamen wirthschaftlichen 
Interessen in Rheinland und Westfalen“ und in der „Nord— 
westlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl— 
industrieller“ vertreten sei, könne er die Erklärung abgeben, daß 
über die Nothwendigkeit des Schutzes der Arbeitswilligen ein Zweifel 
nicht bestehe. 
Kommerzienrath Krafft erwiderte, daß von beiden Seiten 
Angriffe ergangen seien, nicht nur in Versammlungen, sondern 
auch in der Presse. Von dem, was er gesagt habe, vermöge er 
nichts zurückzunehmen, er erkläre aber, daß er mit weiten Kreisen 
der süddeutschen Industriellen die Auffassung des Abgeordneten 
Bassermann nicht theile, besonders nicht die Ansichten, die er in 
dem gemeinsam mit dem Abgeordneten Freiherrn Heyl zu 
Herrnsheim gestellten Antrag zum Ausdruck gebracht habe. Er 
werde auch die nächste sich ihm bietende Gelegenheit dazu benutzen, 
um den Angriff des Abgeordneten Bassermann zurückzuweisen. 
Der Vorsitzende Geh. Finanzrath Jencke nahm diese Er— 
klärung mit Dank an, glaubte aber, daß die Wiederwahl des Ab— 
geordneten Bassermann zum Vorsitzenden der Fraktion des Reichs— 
tages nicht als eine Genugthuung für die Großindustrie betrachtet 
werden könne. Von den Anträgen, die nach der Mittheilung 
Maccos gestern von den Mitgliedern der nationalliberalen Partei 
zu dem vorliegenden Gesetzentwurf gestellt worden seien, habe er 
bisher keine Kenntniß erhalten. Dieses Vorgehen könne sein Urtheil 
über die Haltung der Parteien in der Vergangenheit nicht be— 
einträchtigen. 
Damit wurde die Erörterung geschlossen; der erste Referent 
König verzichtete auf das Wort, der zweite Referent Bueck wendete 
sich zunächst gegen die Bemerkung Kraffts, daß er, der Referent, 
die Wirksamkeit der Sozialdemokratie zu schwarz geschildert, und 
damit ein ungünstiges Urtheil über die Arbeiter im allgemeinen 
abgegeben habe, Letzteres sei nicht richtig. Er habe im Gegentheil 
gesagt, daß die übergroße Mehrheit der Arbeiter noch nicht auf 
dem Standpunkte der Sozialdemokratie stehe. Seine Bemerkungen 
hinsichtlich der Wirksamkeit der Sozialdemokratie müsse er aufrecht 
erhalten. Sie würden bestätigt durch die steigende Zahl der Ver— 
treter der Sozialdemokratie im Reichstage, in den Landtagen 
einzelner Bundesstaaten und in den Gemeindevertretungen. Die 
revolutionären Ziele der Sozialdemokratie hätten sich nicht geändert.
	        
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