580 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller.
seit dem Jahre 1869 beschäftigt. Man sei auf das Bürgerliche
Gesetzbuch vertröstet worden. Dieses habe aber eine große Enttäuschung
bereitet, schon durch den Satz in den Motiven, welcher lautet:
„Der unverkennbar mit der Erlangung der Rechtsfähigkeit verbundene
Machtzuwachs muß davon abhalten, den politischen, religiösen und
sozialen Vereinen die Rechtsfähigkeit unter den gleichen Bedingungen
zugänglich zu machen, wie den übrigen Vereinen zu idealen Zwecken.“
Da der Reichstag an dieser Klippe das große Werk des
Bürgerlichen Gesetzbuches nicht habe scheitern lassen können und
wollen, so habe er sich auf die Resolution vom 11. Dezember 1896
zurückgezogen, welche die Verbündeten Regierungen aufforderte, die
Rechtsverhältnisse der Berufsvereine zu regeln. In der Folge hatten
das Zentrum und die Freisinnigen wiederholt dahingehende Anträge
gestellt. Zuletzt habe der Reichstag noch im vergangenen Jahre
einen Antrag Gröber mit großer Mehrheit angenommen, der die
alte Forderung wiederholt habe. Das Schlußergebniß sei: „Mehr
als dreißigjährige Bemühung des Deutschen Reichstages! Erfolge
bei den Verbündeten Regierungen: gleich Null!“ Trimborn schil—
derte die durch das Bürgerliche Gesetzbuch für die Berufsvereine
geschaffene unbefriedigende Lage und glaubte als Grund für das
den Vereinen bewiesene geringe Entgegenkommen die Furcht vor
der Sozialdemokratie bezeichnen zu sollen. In dem Handbuch für
nationale Wähler für das Jahr 1897 sei gesagt worden: „Es sind
jedenfalls beachtenswerthe Stimmen, die davor warnen, daß die
Staatsgewalt im gegenwärtigen Augenblick einer Organisation, die
in ihrem politischen Mittelpunkte und in ihrer obersten Leitung
derselben Staatsgewalt den Krieg erklärt habe, auf dem Gebiete
des öffentlichen Rechts irgendwie Zugeständnisse mache.“
Trimborn bemerkte, daß dieser Satz schwerlich von Herrn
Bassermann herrühren möchte. Der Einwand sei auch nicht
stichhaltig. Das habe der Frankfurter Arbeiterkongreß bewiesen.
Der tiefere Grund sei der, daß man am liebsten keine Arbeiter—
organisation sehe. Das sei die rückständige Auffassung jener einfluß—
reichen Kreise, die sich nun einmal nicht daran gewöhnen und die
sich nicht dazu verstehen können, die Arbeiterschaft wirthschaftlich
als gleichberechtigt zu betrachten und zu behandeln. So sei auch
diese Frage eine Frage der Gleichberechtigung der Arbeiterschaft
mit den übrigen Ständen. Trimborn fragte den Herrn Reichs—
kanzler: „Dürfen wir erwarten, daß die Verbündeten Regierungen