Full text: Dritter Band (3. Band)

640 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller. 
darüber Ausdruck, daß die Unternehmer es abgelehnt hatten mit 
den Arbeitern kontradiktorisch zu verhandeln. Der Minister schien 
jedoch überzeugt zu sein, daß eine weitere Einmischung der Re— 
gierung unzweckmäßig sei; denn er fuhr mit Bezug auf den 
gescheiterten Vermittelungsversuch wörtlich fort: „Daran ist aber 
zur Zeit nichts zu ändern, und wer, wie ich, glaube ich, etwas 
länger als die große Mehrzahl der Mitglieder dieses Hauses mit 
Streikangelegenheiten, und wie man Streiks beseitigt, sich beschäftigt 
hat, der weiß, daß, wenn man sich einmischen will in Streiks, 
man in der Regel von beiden Seiten Prügel bekommt.“ (Zurufe 
von den Sozialdemokraten!) 
„— Ja, meine Herren, das ist eine alte Erfahrung, die über⸗ 
all gemacht ist, und die auch Jedermann macht, wenn er auf der 
Straße sich zwischen zwei Streitende wirft.“ In dem vorliegenden 
Falle habe er, mit Rücksicht auf die Bedeutung und Gefährlichkeit 
des Ausstandes, in voller Uebereinstimmung mit dem Herrn Reichs— 
kanzler den Versuch machen müssen, einzugreifen. 
Der Minister vertheidigte sich gegen den Vorwurf, daß er dem 
vorherzusehenden Ausbruch gegenüber unthätig gewesen sei. Vor— 
gebrachte Klagen seien von den Bergbehörden stets untersucht worden 
und, soweit sie berechtigt gewesen seien, sei Abhilfe geschaffen worden. 
Von der Behörde sei auch versucht worden, Ansätze von Streiks 
zu beheben. 
Der Minister stellte fest, daß für die große Mehrzahl der 
Arbeiter im Ruhrrevier die einstündige Ein- und Ausfahrt ge— 
bräuchlich sei, und daß mit der auf der Zeche Bruchstraße erlassenen 
Verordnung ein Bruch des Gesetzes nicht stattgefunden habe. 
Nach den vergeblichen Vermittelungsversuchen habe das Ober— 
bergamt die Arbeiter an das Berggewerbegericht verwiesen. Die 
Arbeiter hätten diesen Vorschlag auch angenommen, aber nicht aus— 
geführt. Da sei, wie immer in solchen Fällen, der explosionsartige 
Ausbruch des Streiks dazwischen gekommen. 
Von da ab hätten die Führer die Arbeiter nicht mehr in der 
Hand gehabt; dadurch sei der Gewerkschaftsfrage eine schwere 
Niederlage bereitet worden. Auch der Minister bestätigte was hier 
bereits ausgeführt ist, er sagte: „Sie selbst (zu den Sozialdemokraten) 
haben, nachdem die Sache so weit gediehen war, Ihrerseits ja alle 
möglichen Versuche gemacht die Sache zu lokalisiren. Sie haben 
ganz klug überlegt: wir wollen nur Herrn Stinnes an den Kragen
	        
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