Full text: Dritter Band (3. Band)

644 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller. 
schläge für die Beilegung des Ausstandes in dem Kohlenrevier ge— 
macht und auch das Eingreifen der Gesetzgebung verlangt. Darauf 
hatte der Minister Möller sofort erwidert: „Meine Herren, der 
Herr Vorredner hat eine große Anzahl von Vorschlägen gemacht, 
wie nach seiner Meinung die Streitigkeiten im Ruhrgebiet beigelegt 
werden könnten. Der Herr Vorredner möge mir verzeihen, wenn 
ich auf diese Vorschläge nicht eingehe. Es würde das nicht der 
Stellung entsprechen, die ich mir von Anfang an vorgezeichnet habe. 
Jede Aeußerung über die Zulässigkeit von Vorschlägen, wie sie eben 
gemacht sind, würde eine Stellungnahme bedeuten, von der ich 
gegenwärtig absehen muß. Ich würde aber, wie ich am Sonnabend 
ausgeführt habe, jetzt noch der Meinung sein, Gesetze soll man 
nicht ab lrabo machen Aber wenn die Ruhe, wie ich 
hoffe, in nicht zu ferner Zeit zurückgekehrt sein wird, wird 
man ganz zweifellos die Lehren aus dem jetzigen Streik 
ziehen, und dann wird die Zeit gekommen sein, zu er⸗ 
wägen, wo man auch gesetzliche Abhilfe schaffen muß. 
Der Erlaß der Novelle zum Berggesetz wird uns ja die 
ernste Pflicht auferlegen, dabei diese Prüfung eintreten 
zu lassen.) 
Es ist leider unthunlich diese bedeutenden Verhandlungen 
des Reichstags noch eingehender hier zu behandeln. Nur eine 
Aeußerung des Abgeordneten Stöcker mag dadurch, daß sie hier 
besonders erwähnt wird, in weiteren Kreisen bekannt gemacht und 
damit mehr in den Vordergrund gerückt werden. 
Stöcker stellte sich gänzlich auf die Seite der ausständigen 
Arbeiter, und klagte besonders darüber, daß von den Arbeitgebern 
noch nicht die volle Gleichberechtigung der Arbeiter anerkannt 
werden Ich kann mir ja denten, so sagte der Abgeordnete 
Stöcker, „daß es für die Arbeitgeber nicht leicht ist, auf die 
Souveränität in ihrer Unternehmung zu verzichten und im Aus— 
schusse über Fabrikordnungen und Fabrikeinrichtungen, mit Ver— 
tretern großer Organisationen über gemeinsame Angelegenheiten 
zu unterhandeln. Aber ich glaube doch, sollen unsere sozialen 
Verhältnisse in Frieden geordnet werden, so muß an die Stelle des 
souveränen Unternehmerthums das konstitutionelle treten. (Sehr 
gut! in der Mille) Wenn lich das Könige haben gefallen 
*) Sten. Berichte über die Verhandlungen des Deutschen Reichstags, 
XIL. Legisl.Periode, 1. Session 1903/1905, 2. Sessionsabschnitt, 5. Band, S. 3977.
	        
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