Full text: XVII. und XVIII. Jahrhundert bis zum Auftreten Friedrichs des Großen 1740 (21. Band, 2. Abtheilung)

936 Des XVII. Jahrhunderts erste Hälfte. I. Allgem. kriegswissenschaftl. Werke, 
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Streng systematisch angeordnet wie das Corpus militare Wall- 
hausens ist auch das letzte deutsche kriegswissenschaftliche Werk, welches 
vor Ausbruch des dreißigjährigen Krieges vollendet wurde und welches 
einen Fürsten zum Verfasser hat, der bestimmt war, in dem ersten 
Akte jenes großen Trauerspieles eine der hervorragendsten und edelsten ien 
Rollen zu spielen: Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach. 
Dieser Stammhalter des badischen Fürstenhauses war i. J. 1573 auf 
der Karl8burg zu Durlach als Sohn des reformatorischen Karls Il. 
geboren worden ; er studierte zu Straßburg und trat, 22 Jahre alt, 
die Regierung an. Eifriger Lutheraner, stand er in fester Frömmigkeit 
zu seiner Kirche, zeigte aber früh schon Neigung zum Kriegsdienste. 
Damals hatten die Türken einen großen Teil Ungarns in Besitz ge- DE 
nommen und schickten sich an, weiter nach Osterreich vorzudringen. ' 
Da 390g auch Georg Friedrich mit Truppen, welche er selbst auf | | 
eigene Kosten unterhielt, dem Kaijer zu Hilfe und nahm insbesondere ua 
an dem Entsaße von Kanischa teil. Als dann die Parteien in Deutsch- 
land sich in den beiden feindlichen Gruppen der Union und der Liga NN 
gegenübertraten, wurde der Markgraf eines der eifrigsten Mitglieder uf 
der ersteren. Zu jener Zeit war es, daß er sein großes militärisches et Pruj 
Sammelwerk begann (12. Juli 1614), um es drei Jahre später in ve 
drei mächtigen Folio-Manuskript-Bänden fertig zu stellen. Eine eigen- jan 
händige Vorrede wendet sich an seine drei Söhne: in 
„Den hochgeborenen, Unseren freundlichen lieben Söhnen Friedrichen, Carlin 6 
vnd Christoffeln, Marggrauen zu Baden u. s. w. . . ES ist gewiß, daß nechst 
deren von Gott aus Gnaden offenbarten Wissenschaft selig zu werden, keine leiten] 
größere , nüßlichere do<h auch schwere Kunst auf erden, dann wol zu regieren. m 
Welche zwar fürnehmlich aus göttlicher heiliger Schrifft gründtlich erlernet wirdt, sicher 
jedoch auch neben täglicher erfahrung aus anderen guten Scribenten. Sie wird 
aber im Frieden vnd im Krieg gebraucht . . . Den Krieg anlangend habt Ihr rot 
hiemit, was wir biShero so wol durch die practic als theoriam nicht ohne sonder 0 dr 
mühe vnd gefahr erlernt . . . Obwol nun solches Werk von vndernschiedlichen Pame 
Sprachen, oft auch abtrag die materia durchsetzt, deßgleichen viel Altes, so nimmer er 
gebräuchlich, mit vnterläufft, so habt Ihr Euch dessen doh nicht hindern zu lassen . . . 4 
Demselben , welcher dies Buch recht verstehen vnd ins Werk richten lernet, dem 
würde eine arme wol zu vertrauen sein. =- Entlich wollen wir aus hohen Ur- 
sachen , daß solch opus weder schriftlich durch den Tru noch in anderem Wege 
publiciret werde, sondern von Euch in der Stille behalten vnd zu der Ehre 
Gotte3, de3 geliebten Vatterlande8, sonderlich der betrübten Markarafschaft
	        
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