Full text: XVII. und XVIII. Jahrhundert bis zum Auftreten Friedrichs des Großen 1740 (21. Band, 2. Abtheilung)

4. b. Von Bündnissen und Neutralität. 971 
und Ligen“ (Jena 1620, 1624), dann, weiter ausgeführt, unter 
der Bezeichnung „Von der Neutralitet vnd Assistent in 
Kriegszeiten“. (Jena 1625 ?), 1631, Erfurt 1644, Jena 1674.) 
Die Frage, welche der Verf. behandelt, war in der Zeit des böhmischen 
Krieges besonder3 wichtig. Streitenthaltung wie Parteinahme konnten verderblich 
werden, und niemand befand sich in so peinlicher Lage als die mitteldeutschen 
Reichöstände ; haben doch auch nur wenige Lande so fürchterlich unter der Krieg3not 
gelitten wie eben Thüringen. Neumayr widmet seine Schrift dem Herzoge 
Johann Ernst von Sachsen, seinem Herrn, der sich eben zum Böhmerzuge an- 
schickte, und faßt in der Zueignung seine eigene Meinung wie folgt zusammen : 
-=- „Derjenige ist allzeit mehr Loben3 werth, welcher einen Krieg zu Ende richten, 
als der denselben foviren vnd befördern hilfft . . . Ein Fürst erlanget jhm repu- 
tation vnd Ansehen, wann er in KriegSzeiten sehen lest, daß er entweder war- 
hafftig Freund oder Feind sey, bevorab, wann er ohne einigen respect dem einen 
Theil wider dem andern sich zum besten erkläret. Hiergegen halt man darfür, 
daß diejenigen, so in dergleichen Zustand (zuvörderst in innerlichen Kriegen) still 
siven vnd keinen Theyl beistehen wollen, vnd also temporisiren, Vrsach geben, 
daß der Krieg mehr fortgetrieben vnd erhalten als demselben begegnet vnd abge- 
holffen werde ; da doch eine solche Vnruhe keine Neutrales leiden, sondern wegen 
der eußersten Gefahr, so vnfehlbar daraus zu entstehen pfleget, geschwind wiederumb 
gestillet seyn will.“ 
Der Stoff ordnet sich folgendermaßen : 
1. und 2. Aus wa3 Vrsachen ein Fürst in KriegSzeiten entweder zur 
Neutralität oder zur Assistenz bewogen werden kan. = 3. und 4. Wa3 vor Nuß 
oder Schaden er au3 der Neutralität zu gewarten habe. =- 5. und 6. Wa3 vor 
Nuß oder Schaden jhme aus der Assistenz zustehen könne. =- 7. Was ein Fürst 
zu bedenken hat, wann er in Kriegszeiten bei andern Fürsten Hülffe vnd Beystand 
suchen wil. = 8. Wa3 ein Fürst thun sol, wann er vmb Hülffe vnd Assistenz 
angelanget wird. = 9. Was er in acht zu nehmen, wann er neutral bleiben 
wil. = 10. WaZ3 er zu erwegen, wann er dem einen Theil assistiren wil. -- 
11. Wann in eines Fürsten (bevorab, der nicht mächtig ist) Willkühr stehet, sich 
zwischen zweyen kriegenden Parteyen Neutral zu halten oder der einen Assistenz 
zu leisten, welchen Weg er al38dann wehlen könne. =- 12. Welchem Theyl, auffn 
fall der Assistenz ein Fürst mit Hülffe zuziehen sol, dem stärkeren oder schwächeren. 
-- 13. Ob man sich in einem einheimischen Kriege neutral halten sol. = 14. Ob 
man Vnterthanen, so von jhrer Obrigkeit der Religion halben betrenget werden 
auff jhr ansuchen Beystand leisten sol. 
Auch in diesem, fast 700 Quartseiten füllenden Werke ist wieder eine außer- 
ordentlich große Zahl geschichtlicher Beispiele und angeführter Aussprüche älterer 
und neuerer Schriftsteller vorhanden. 
1) Kgl. Bibl. zu Berlin (F. M. 5673). Zn einem Bande mit desselben Verfasser3 Werk: „Von 
Schatzungen vnd Steuren.“ (Schleusingen 1632.) =- Ein Exemplar mit interessanten Nachträgen und 
Bemerkungen Neumayr3 besitzt die großherzogl. Bibl. zu Weimar
	        
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