1006 De8 XVII. Jahrhunderts erste Hälfte. I1. Waffenlehre.
In drei Teilen stellen 117 prachtvolle, ungewöhnlich große Folio-Radierungen
die Handhabung der Waffen dar: 42 Platten die der einfachen Nohre (ohne
Stüßgabel), 43 die der Musketen und 32 die der Piken. Die genaue Wiedergabe
fast jeder einzelnen Bewegung zeigt, welchen Wert man auf die Akkuratesse aller
dieser „Griffe“ legte. Der Text besteht in ganz kurzen, doh ausreichenden Er-
läuterungen, welche zugleich die Befehl5worte enthalten.
Die Herstellung der großen Kupferstiche bedingt einen Aufwand,
den man auf etwa 20000 Mark heutigen Geldes abgeschätzt hat und
den der Absatz unmöglich decken konnte. Offenbar hat also der Kupfer-
stecher de Geyn das Werk nicht auf eigene Hand unternommen, sondern
es ist vermutlich auf Veranlassung und Kosten eines Fürsten her-
gestellt. Erwägt man nun, daß E. H. v. Rauschard in seiner hand-
schriftlichen Geschlechtstafel des Nassauisch-Ottonischen Stammes 1789
(Archiv zu Wiesbaden) von dem Grafen Johann von Nassau bemerkt:
„Führt in Ansehung des Exerzirens verschiedene Vortheile ein, läßt
davon ein Buch in Kupfer stechen“, erwägt man ferner, daß von
einem solchen Buche sonst nichts bekannt ist, daß dagegen die Hand-
schriften-Abteilung der kgl. Bibliothek zu Berlin einen Teil der die
Handhabung der Muskete darstellenden Zeichnungen in gleicher Größe u
wie bei Geyn, doch in wundervollen (leider nicht durchweg vollendeten) tysden!
Aquarellen besitzt, und daß diese Zeichnungen (lib. pict. no. 9), einer genf
Bibliothek8snotiz zufolge, aus dem Nachlasse Johanns von Nassau nN
stammen und ursprünglich zu einem Geschenke für den Grafen Moriz | vile
von Nassau bestimmt waren, so dürfte es wohl kaum noch einem ifen:
Zweifel unterliegen, daß der Urheber des berühmten Geynschen Kupfer-
werkes eben der schon so oft von uns genannte Johann von Nassau- mur
Siegen ist. ?) Eri
In demselben Jahre, 1607, wie das Original , erschien bereits eine Aus- (lem
gabe mit dänischem Texte?) ; dann folgte eine solche mit hochdeutschen und fran-
zösishen Erläuterungen u. d. T.: „Trillenbuch oder Waffenhandlung.
Maniement d'armes, arquebuses, mousquets, piques en conformite du prince
Maurice d'Orange etc., grav& par Gheyn.“ (Hag, Amsterdam, Frankfurt 1608.)*)
Gleich darauf gab Wilh. Hoffmann einen „Bericht von den Soldaten in
drei Theilen“ (Frankfurt 1609) heraus, der, wie er selbst in der Vorrede sagt, "
lediglich ein Nachdru& des Geynschen Werkes ist. Im Jahre 1613 wurde im (vg
Hag eine Au3gabe mit englischem Texte veranstaltet. =- Nunmehr bot 1615 Wall- ier
hausen in seiner „Kriegskunst zu Fuß“ [8 71] kleine, doch gute Holzsc<hnitt-
1) Elf unfolorierte Handzeihnungen des Werke3 von de Geyn besitzt das Amsterdamer Kupfer-
stichkabinet.
2) Kgl. Bibl. zu Kopenhagen. 3) Bibl. des Berliner Zeughauses. (B. 315.)