1048 Des XVII. Jahrhunderts erste Hälfte. II1. Truppenkunde.
namentlich bezüglich der Feuertaktik, auf die geschichtlichen Nach-
richten zurückgreifen. Die Abschaffung der Gabel der Muskete durch
Gustav Adolf (1626) ermöglichte nämlich eine ganz neue Art des
Feuerns. Wenn bisher das schießende Glied, sobald es gefeuert, seinen
Plaz räumen mußte, um dem folgenden Gliede Raum zu machen,
damit es die Gabel einstemmen und anschlagen kounte, so vermochte
nun der erleichterte Musketier, auf der Stelle zu laden; der rotten- a
weise Kontremarsch wurde erspart, ja es konnten mehrere Glieder En
auf einmal feuern. Damit war ein großer Fortschritt gegeben; der
erste Schritt zum Massenfeuer war geschehen. Eben zu diesem
Zweck stellte Gustav Adolf seine Musketiere nicht mehr in 10, sondern cw
nur noch in 6 Gliedern auf, deren 3 hintere im Augenblicke der Char-
gierung in die 3 vorderen eindoublierten, so daß in drei [em
Gliedern gefeuert wurde. Indem so auf denselben Raum die doppelte |
Zahl von Gewehren gebracht wurde als ehedem , gewann man ein
entscheidendes Übergewicht gegenüber dem biSherigen Rottenfeuer,
umsomehr, als seit 1631 (Werben) das 1. Glied niederkniete und
das 3. überrückte, sodaß alle drei Glieder nicht nur feuern, sondern
sogar gleichzeitig feuern konnten. Freilich geschah das zunächst
nur sehr selten; es war ein Akt besonders ausgezeichneter Ausbildung,
der wenig Nachahmung fand, und es läßt sich nicht verkennen, daß
das Feuern mit dem rottenweisen Kontremarsch, das damals wegen Vs
des Zurückgehens durch die Rottenintervalle „Defileefeuer“ genannt
ward, doch bis gegen Ende des Jahrhunderts herrschend blieb. Der mD
Weg aber war gewiesen, wie es zu machen sei, das Feuer, statt es R
aus der Tiefe her zu nähern, in Frontabteilungen gleichzeitig abgeben 5
zu lassen. So hat sich das Pelotonfeuer entwickelt, welches dann "
das 18. Ihdt. beherrschte und sich während desselben bis zur Divi-
sion8- und Bataillon8-Salve ausgestaltete.
8 75.
Daß auch noch zur Zeit des dreißigjährigen Krieges der Marsch
des Fußvolks zwischen Wagenzeilen als gebräuchlich galt,
lehrt eine Zeichnung in dem taktischen Anhange des » Compendium
artis fortificatorae«, welches Martin Eylend von Bellisiren 1624
zu Dres8den herau8gab. [8 114.] Er gibt da folgende Marsc<-