3. Kavallerie. 1055
auch wol größerer Anzahl vnd in eine andere Schlachtordnung gestellet, leichtlich
obsiegen.“ Die Halbmondstellung hat nur ein Treffen, aber in der Mitte einen
Hinterhalt von zwei Trupps Lanzenreitern ; im übrigen wechseln Lanzen und
Karbiner regelmäßig in -der Front ab, doch so, daß an den beiden Hörnern
Lanzen stehen. Der Angriff geschieht von den Flügeln aus; versucht der Feind
in der Mitte die dünne Stellung mit einem Gewalthaufen zu durchbrechen, so
geht diesem das Zentrum des Halbmonds5 entgegen und der Hinterhalt tritt an
die Stelle desselben. Prinz de Ligne bemerkt hierzu : »80n ordonnance 1unaire
geroit bonne Si on avoit la bonte de 1a laisser faire; mais je 1'aurois atta-
qu6 par les alles de gon Croissant.« (Wo bleiben übrigens die Kürisser ?)
S (8.
Im Jahre 1616 ist der fruchtbare Wallhausen mit zwei reiter-
lichen Werken hervorgetreten. Das eine steht anf der Grenze der
den Waffengebrauch und die Gymnastik lehrenden Bücher, das andere
ist eigentlich kavalleristischen Inhalts. Jenes führt den Titel: „Jitter
kunst“, darinnen begriffen: 1. Ein trewherßiges Warnungschreiben
wegen des betrübten Zustandes jetziger Christenheit. I. BVnderricht
aller Handgriffen, so ein jeder Cauallirer hochnötig zu wissen bedarff . . .
durch Joh. Jacobi von Wallhausen, der Statt Danzig Obristen
Wachtmeistern vnd Hauptmann.“ (Frankfurt a. M. 1616.) ")
Die kleine, reich illustrierte Arbeit ist allen „Herrn Caualliren vnd Juncern
deß Vralten Adelichen Geschle<ht3 von Bode“ gewidmet. Sie geht von Vegetius
aus, schildert die Krieg3disziplin der Türken, inSbesondere die Einrichtung der
| Janitscharentruppen als Vorbild, empfiehlt die Einstellung einheimischer Mann-
schaft und weist in ausführlicher Darstellung auf die von den Osmanen drohenden
tl Gefahren hin, denen gegenüber der deutsche Adel sich zu größerer kriegerischer
. | Tüchtigkeit emporzuraffen habe. Dieses Warnungsschreiben umfaßt 70 Seiten,
fast zwei Drittel de3 gesamten Textes, und nun erst beginnt die eigentliche Ritter-
"Wu kunst. Kap. 1--5 besprechen die Ausbildung von Roß und Reiter; Kap. 6 be-
eo schäftigt sich mit dem Waffengebrauch der Lanzirer und Kührissierer, Kap. 7 mit
| vem der Bandelier Reuter (Reiterschüßen) ; Kap. 8 handelt von der Behendigkeit,
' Kap. 9 vom Kampf gegen Fußvolk, Kap. 10 wie 11 von gewissen Vorteilen im
Einzelgefecht, Kap. 12 schildert den Gebrauch von Spieß und MusSkete, „die
| ebensowol adeliche vnd ritterliche Gewehr, al3 der Ritter3mann zu Pferdt.“
| Das 13. Kapitel weist, freilich nur ganz obenhin, auf das Gefecht im Geschwader
hin, während biSher lediglich der Einzelfampf betrachtet worden war. Überhaupt
| ist der Text nur aus flüchtigen Andeutungen zusammengeseßt, und die Figuren
erscheinen al3s die Hauptsache. Seltsam nimmt es sich aus, daß in diesem „ritter-
lichen“ Buche jeder Kampf damit endet, daß der „Stärc>er dem Schwächern den
j 1) In der Bücherei des Verfassers und in der Danziger Stadtbibl. (Kunst und Gewerbe.
qu. Nr. 43.)