Full text: XVII. und XVIII. Jahrhundert bis zum Auftreten Friedrichs des Großen 1740 (21. Band, 2. Abtheilung)

Zu Ende des Jahres 1614 sah fich Brandenburg als Glied de 
Union aufs Neue zu ernstlichen Rüstungen aufgefordert. Im Einver 
stä ndnis mit Pfalz-Neuburg war Spinola in die niederrheinische 
Landschaft eingerückt, hatte Aachen und Wesel genommen; auch vo 
Süden H ernste Gefahren zu drohen, und so fanden sich die 
Unierten zu edeutenderen Anstrengungen veranlaßt. Der Kurfürst vo 
Brandenburg wandte iS um Geld an seine Stände und stellte i 
dem Revers vom 23. Dez. 1614, der die Verhandlungen schloß, i 
Aussicht, „zuerst etliche grwisse capita, auf welchen das ganze De- 
fensionSwesen bestehen foll, aufsezen und verfassen zu lassen.“ Diese 
Japita liegen vor in „Vnvorgreifflicher Entwurff wie 
das Landrettungs8-wer> in der Chur Branden- 
buraq dies vnnd jenseit der Oder anzufangen“ 
(Geh. Stats8archiv zu Berlin. Rep. 24 B. 1. H.) Am 5. Febr. 161 
wurde der Entwurf von den Ständen begutachtet; er muß also in 
der Zwischenzeit (Weihnachten bis anfangs Februar) geschrieben 
worden seien. 
Friedrich Meinecke, welcher diese Denkschrift neuerdings zuerst bekannt ge- 
macht hat (Forschungen zur brandenb. und preuß. Geschichte, 1, 430 ff.), ist der, 
Neinung, daß der Verfasser dem Hofe und der Regierung de38 Kurfürsten nahe 
gestanden haben müsse; darauf wiesen seine Bemerkungen über genaue Einzel 
heiten des Schlosses, der Waffenvorräte, über die von Markgraf Johann erlassene 
Festung3ordnung u. a. hin. Fraglos sei er ein Militär von Fach gewesen; kein 
anderer hätte so das Detail des Lager- und Wachtdienstes beherrscht, wie es der 
Verfasser tut. I< stimme dem zu, und lasse es dahingestellt, ob die Vermutungen 
Meineckes, der auf den Oberst Jagenreuter oder Abraham von Dohna rät, zu- 
treffen oder niht. Jagenreuter hatte schon 1610 eine, Ähnliches bezweckende 
Denkschrift eingereicht; Dohna soll mit dem Kurfürsten die märkische Krieg3- 
verfassung geregelt (?) haben. 
Das gut geordnete Schriftstück zerfällt in 3 Abschnitte: Organi- 
jation, Kosten und Kriegsmaterial. 
1. Organisation. -- Die Ritter sollen nach Ämtern und Kreisen in 
Fahnen geteilt, mindesten5 jährlich einmal gemustert und oft in ganzen oder 
halben Fahnen geübt werden. =- Der „Ausschuß“ liefert das Fußvolk. Er is 
vorzugöweise aus den Städten zu nehmen: diesseit8 der Oder für den Anfang 
etwa 2400 Mann, jenseits derselben 15-1600 Mann. Zwar seien die Bauern 
friegstüchtiger als die Bürger; aber Postfuhr und Jagden belasteten sie 2 
genug, und überdies scheine e3 bedenklich, ihnen die Mittel zu geben, sich au 
ihrer Dienstbarkeit zu befreien. Im Fall der Not könne man die am wenigste 
bebürdeten Dörfer NL PE de Miehe mn IDON 1 IO T
	        
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