Full text: XVII. und XVIII. Jahrhundert bis zum Auftreten Friedrichs des Großen 1740 (21. Band, 2. Abtheilung)

1306 Des XVII Jahrhunderts zweite Hälfte. I11. Heer- und Truppenkunde. 
auf das der kaiserlichen Immediat-Völker hingewiesen. (Die Mustketenkugel 
2 Lot Nürnberger Gewichtes.) | 
Im J. 1675 kam es zum Reichskriege mit Frankreich. Die vom 
Reichstage begehrten 30 000 Mann wurden gleichmäßig auf die Kreise 
verteilt, ein Verfahren, welches bei ihrer sehr verschiedenen Leistungs- 
fähigkeit für einige drückend und für das Ganze unvorteilhaft war. 
Der Krieg bewies das und zeigte überhaupt aufs neue die großen 
Mängel des Systems, und so entschloß man sich denn, augesichts der 
Reunionen Louis' XIV., zur Feststellung einer neuen „Reichsd efen- 
sionalverfassung“. =- Durch das Dictatum Ratisbonnae 
30./20. August 1681 wurde eine neue Reichsmatrikel aufgestellt, 
deren „Simplum“ 40000 Mann betrug und sich wie folgt verteilte: 
Zu Pferd zu Fuß Zu Pferd zu Fuß 
Chur-Rheinisher Creiß 600 - . 2707 Schwäbischer Creiß : 1321... 2707 
Ober-Sächsis<er „ 1322“ ....:.22707 Ober-Rheinischer „, 491 . . 2853 
Oestreichischer . 2522....1..25507 Westphälischer " 1321 2222708 
Burgundischer „ie a1321 2708 Nieder-Sächsischer „, 1322 . 22707 ' 
Fränkischer 5% 980 . 1902 - 
Bayerischer : 800... . al494 Summa 12000 . . 28000. 
„Unter welcher Mannschafft zu Pferd 2000 Dragoner zu verstehen 2c.“ 
An Artillerie hatte jeder Kreis als Simplum zu stellen: bei jedem 
Regiment ein Feldstück und außerdem ein Falkon als leichtes Geschüß; an grobem 
Geschüß sollten nach einem schon 1674 erlassenen Artillerie-Reglement alle Kreise 
vereint zum Triplum ausstellen: 5 Dreiviertels Karthaunen (63-Pfünder), 
10 Halbe Karthaunen (24-Pfünder) und 10 Feuermörser, welche 100 bis 
200 Pfund warfen. Kreise, denen die Anschaffung des groben Geschüßes zu schwer Fu 
fiel, hatten sich unter billigen Bedingungen mit dem Reichsfeldzeugmeister durc< 
Zahlung einer Geldsumme zu einigen. Die Artilleriemannschaft sollte 60 Konstabler, 
55 Schüler, 10 Feuerwerker und 190 Handlanger, zusammen 315 Personen 
zählen. =- Für den Genie-Dienst waren 2 Ingenieure, 2 Kondukteure, 
60 Konstabler, 55 Schüler, 190 Handlanger, 10 Feuerwerker, 2 Petardiere und 
10 Minierer bestimmt. Von Reich8wegen wurde ein Brü>entrain mit 46 Mann 
(Meister und Gesellen) unterhalten. =- Durch Beiträge der Stände sollte eine 
Reich ökriegs8kasse gebildet werden, um aus ihr den Generalstab sowie die 
Artillerie= und Geniebedürfnisse und etwaige Nebenaus8gaben zu bestreiten. Die 
Matrikularbeiträge wurden, wie biSher, nach Römermonaten ausgeschrieben, 
welche man anfangs auf 101996, später nur auf 88464 Gulden berechnete, und 
welche in zweimonatlichen Raten bar oder in Wechseln auf Frankfurt zu entrichten 
waren. Aus den Einzahlungen wurde dann im Kriegsfalle die Reichs- 
Operation8-Kasse gebildet, welche „zur DiSsposition und Austeilung“ des 
Generalfeldmarschalls stand und von dem General-Kriegskommissär verwaltet wurde. 
Während die Stände noch über den modus tractandi der neuen 
Reichs8defensionalverfassung zu Rate gingen, nahm Louis XIV. an ein
	        
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