Full text: XVII. und XVIII. Jahrhundert bis zum Auftreten Friedrichs des Großen 1740 (21. Band, 2. Abtheilung)

880 Des XVII. Jahrhunderts erste Hälfte. I. Allgem. kriegswissenschaftl. Werke. 
die Spieße, wenigstens zum Teil, durch die altrömische Bewaffnung: . 
Schwert und Schild, zu erseßen, lehrt eine Stelle in Rohans Parfait Du 
Capitaine [8 29] und bestätigt eine Notiz Burmanns in Lipsius' . 
Briefwechsel. Da schreibt Sandelin am 16. Juli 1595 an Lipfius: 5 
» Comes noster Mauricius interim dum Hagae in ocio est, milites 
pugnare Romano more docuit: 60 pedites hastati ab una parte, Bill 
40 pedites ab altera, muniti Romano scuto usu antiquo.« *?) -- j 
Adam de Breen bezeichnet in der Einleitung zu seiner „Nassavschen 
Wapenhandelinge“ [8 83] Moriz von Oranien und den Statthalter 
von FrieSland als »nuict et Jour 8ans ces8e estudians Surtout (roen 
dans les auteurs latins.« =- Weiteres über diese Studien der 
nassauischen Fürsten ergibt sich aus einer Stelle in des Reidanus S 
Belgarum aliarumque gentium annales (Leuwarden 1633) *); die . 
um so interessanter erscheint, als van Reyd Sekretär des Grafen Eu 
Wilhelm Ludwig war und den Dingen also unmittelbar nahe stand. 
Er berichtet: 
„Graf Wilhelm Ludwig begann von jener Zeit an (1590) mit allem Eifer E 
und Ernst sich auf einen Angriffskrieg vorzubereiten. Er sah ein, daß die Kriegs- 
kunst und die Shlachtordnung der Alten am meisten Vorteil gewährten: Raschheit 
des Schwenken3, Kehren3, Wenden3, Verstärkens ohne Zerstörung der Ordnung, Roch 
und daß mit Hilfe dieser Beweglichkeit die Griechen und Römer herrlichste Taten +| 
vollbracht hatten. Aber er erkannte zugleich, daß diese Kunst vergessen und völlig .- 
aus der Welt verschwunden war und daß unter all den würdigen Obersten und pe 
Hauptleuten niemand zu finden sei, der sie zu lehren vermöchte; denn alles, was jelbi 
bei den bestgeübten Völkern im Schwange war, lief auf einerlei Shlachtordnung 
hinaus: Viereck Volks oder Viereck Felds. DaS3 reicht aber nicht aus; denn es | 
paßt nicht überall, ebensowenig wie die einzig übliche Art der Shwenkung, bei der | 
sich der gesamte Körper der Heerschar gleich wie ein einziger Mann drehen soll, 
was in der Nähe des Feindes und in gewissen Örtlichkeiten oft ganz unmöglich ZU 
ist. Unter sol<hen Umständen hat der Graf es sich weder Zeit no< Mühe ver- ; 
drießen lassen, um zu suchen, was von Krieg3bewegungen noc< in den Büchern f1a; 
der Alten zu finden sei; er hat ins8besondere auch die Lehren des griechischen 
Kaisers Leo durchforscht [8 3] und nach den gewonnenen Einsichten, sobald man 
vor dem Feinde lag, unaufhörlich sein Regiment geübt. Statt der großen Vierecke 
ordnete er kleine Rechte>e an; er lehrte die mannigfaltigsten Weisen des Kehrens : 
und Wenden3 sowohl mit ganzen Scharen auf einmal al8 Kopf für Kopf; er 
brachte den Vordermann nach hinten, den Hintermann nach vorn (Kontremarsch) 
und das alles rasch und flink sowohl in engen als weiten Feldern und selbst in 
1) SyIoge epistolarum Jugsti Lipgii, vol. I, p. 744. 
2) Rijk8-Universiteit8-Bibl. zu Leiden. Ebd. die niederdeutsche Au3g. v. Reyd: Historie der 
Nederlandschen ovorlogen. (Leutvarden 1650.)
	        
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