882 Des XVII. Jahrhunderts erste Hälfte. I. Allgem. kriegswissensc<haftl. Werke.
getreten, galt den einsichtigen Beobachtern das entartete Söldnertum,
und es ist schon darauf hingewiesen worden, daß damals bereits
dessen Einschränkung durch geregelte Heranziehung der Unter- p.
tanen, von Schwendi empfohlen [S. 539], von nassauischen Fürsten 5
in die Hand genommen worden war. [S. 574.] Man hoffte dabei .
zugleich, die Macht der faulen Routine brechen zu können und in den mE
Stand zu kommen, vernünftige taktische Verbesserungsvorschläge durch- - |
zusezen. Die für Oraniens Kriegführung begeisterten Stände Mittel- .
deutschlands taten nun um die Wende des Jahrhunderts ernstliche u
Schritte, die auf dem niederländischen Boden lebendigen modernen -
taktischen Formen, wie sie aus der Verbindung vorurteilsloser Praxis ; 5
mit den Ergebnissen der antiken Forschung hervorgegangen waren, " "
auf eingeborene Truppen zu übertragen. =- Es entspricht der land- in
schaftlichen wie der politisch-religivbsen Zugehörigkeit, daß als Banner- m
träger dieser Richtung in Deutschland ein hessischer Fürst vorangeht. ie
ED. erte |
Der Einbruch der spanischen Armada unter dem Admirante von Dei
Aragon, Franz Mendoza, in das Reich, hatte nach schweren Ver-
wüstungen der niederrheinischen Gegenden eine deutsche Exekutions- Ofen
armee unter dem Grafen Simon zur Lippe in Harnisch gebracht (1599). ver
Doch inzwischen war von den Spaniern eine Reihe fester Plätze besett Den
worden, und da dem deutschen Heere Belagerungsgeschüß fehlte, so zog 18]
es anfangs planlos zwischen den Festungen umher, nur auf seine aw
Ernährung bedacht. Als man dann endlich vor Rees lagerte, ergriff DA
die unbezahlten hungernden Söldner al8bald der Geist des Aufruhrs 0
und der Plünderung, und sie hausten kaum minder schlimm als zuvor
die Spanier. ?) Die Mannszucht sank zuletzt so tief, daß ein kräftiger |
Ausfall der Belagerten genügte, um die Deutschen in einen flucht-
artigen Rückzug zu treiben. =- Diesem sc<hmachvollen Exekutions8zuge DT
hatte auch der damals 27 jährige Landgraf Moriz von Hessen bei-
gewohnt, welcher später den Beinamen: der Gelehrte, empfing, 0...
und die furchtbare Erfahrung hatte in ihm die gewiß schon durch m
2) Vgl. zwei Aktenstüke im Marburger Archiv: 1. „Eydtvergessene Schelme werden vermöge .
Krieges Rechten38 mit 6 Trummeln an vier orten der Welt dreymal citirt vnd fürgeladen. 1599“ und nN
2. Acta Degertion vnd Meuterey der Crayßmiliz vnter Landgraf Moritz al3 damaligen Crayß
Obristen anno 1600.
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