Full text: XVII. und XVIII. Jahrhundert bis zum Auftreten Friedrichs des Großen 1740 (21. Band, 2. Abtheilung)

2. Allgemeine Werke aus der Zeit vor dem dreißigjährigen Kriege. 883 
Johanns von Nassau Bestrebungen geweckten militärijchen Reform 
gedanken bekräftigt und gereift. Es ist kein Zufall, daß der „Discurs“ 
des Grafen Johann [S. 574] sich sowohl in der Wolfenbütteler 
Bibliothek als im Marburger Archive findet: Herzog Heinrich Iulius 
von Braunschweig, der auch an dem unglücklichen Exekutions8zuge 
eilgenommen, wie Landgraf Moriz, haben beide in jenem Aktenstücke 
offenbar Rat gesucht = und gefunden. Demgemäß beschloß Moriz, 
an Stelle der Söldner in seinem Lande „einheimische geschworene 
Unterthanen vnd selbstgesessene Kriegsleute“ zum Dienste zu berufen, 
nd entwarf eine darauf bezügliche Verfassung, deren Vorarbeiten 
3. T. noch im Marburger Archive aufbewahrt werden. Endlich erließ 
er am 1. Oktober 1600 eine „Instruction: Was sich vnsere 
bestellie Kriegsräthe vnd Diener verhalten iollen“", 
deren Handschrift si in der Landesbibliothek zu Kassel befinde 
ms. hass. qu. no. 73) und die eben dort noch i. J. 1600 gedruckt 
vurde.*) -- (E3 ist das eine höchst merkwürdige Veröffentlichung: die 
erste gedruckte deutsche Wehrordnung nebst Übungsvorschriften u. zw. 
ir den „LandeSausschuß“, d. h. für die nicht geworbene Mannschaft, 
welche aus den waffenfähigen Untertanen ausgehoben wurde. 
Moriz teilte die „Instruction“ oder deren Entwurf sofort seinem 
Oheim, dem Landgrafen Ludwig zu Marburg, mit, und da dieser 
Herr allerlei Bedenken äußerte, so sandte ihm Moriz eine ausführliche 
Denksj<rift über die Einrichtung des hessischen Landes8- 
ausschusses, die gegen Ende d. J. 1600 bezgl. anfangs d. J. 1601 
iedergeschrieben wurde und offenbar den Kern der Vorarbeiten des 
Verfasser8 zusammenfaßt. Das Original dieses Sendschreibens, 145 
Folioseiten von des Landgrafen eigener Hand, liegt in der Landes- 
bibliothek zu Kassel (ms. math. fol. 14). Es ist ein Aktenstück vom 
höchsten Werte für das Verständnis des Kriegswesens um die Wende 
des 16. und 17. Jhdts., ein beredtes Denkmal der durch gründliches 
tudium der Alten geläuterten Einsicht des Verfassers in die Natur, 
die Geschichte und die Wissenschaften des Krieges, wie auch seine 
Flaven Blickes für die Bedürfnisse der Zeit. *?) = Da diese Denkschrift 
m 1) Ein Exemplar des sehr seltenen Druckes in der herzogl. Bibl. zu Gotha. (Ars. mil. 4. p. 600. 
2) Ausführlicher guter Au8zug in Chr. v. Rommels3 Neuerer Geschichte von Hessen. IT (Kassel 
ii 1837.) Für den technischen Teil hat sich Rommel der Unterstüzung des Hauptmann Pfister bedient ; 
uin indessen hat dieser den taktischen Auseinandersezungen des Landgrafen doch nicht vollentsprechende 
Er - jug Würdigung zu teil werden lassen. 
Jähn3, Geschichte der Krieg8wissenschaften 
BE
	        
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