Full text: XVII. und XVIII. Jahrhundert bis zum Auftreten Friedrichs des Großen 1740 (21. Band, 2. Abtheilung)

2. Allgemeine Werke aus der Zeit vor dem dreißigjährigen Kriege. 90 
zum Kriegsdienst haben oder geistesschwach sind, Außwertige nicht gesessene. 
Man muß gestehen, daß angesichts so mannigfacher AuSnahmen die Rekrutierung 
über ein außerordentlich beschränktes Personal verfügte, welches eine AuSeinander 
ezung in den Akten über Kriegssachen des Marburger Archivs (1600 und 1601 
olgendermaßen zusammenfaßt : „Was zwischen 16 und 45 Jahren ist: der Kauf 
oder Handwerksleute Söhne, sowie solche Kinder von Rat3- und Schulpersonen 
die nicht studieren, und alle Handwerker mit AuSnahme der Schlosser, Hufschmiede, 
immerleute, Bender, Sattler, Riemer, Schreiner, Rad- und Wagenmacher, sowei 
diese sich nicht freiwillig anbieten. =- Dem Alter nach nimmt man die Jüngling 
nter 20 Jahren am besten zu Schüßen, die von 20 bis 25 Jahren zu Mus- 
etieren , die Männer von 25 bis 32 Jahren zu Doppelsöldnern und die von 
32-45 zu Gefreiten und Befehlihen, wozu übrigens auch tüchtige Jüngere 
genommen werden fönnen, die Erfahrung haben.“) 
I. „Bon Bewehrung und Kleidung.“ Kein Gemeiner darf Samt 
oder Seide tragen, und auch „gemeine Befehl und Korporale dürfen nur mit Seide 
bremen. Hauptmann, Leutenant und Fendrich mögen ganz in Seide gehen, 
„wenn sie's zeugen können.“ Jm Sommer werden Filzhüte mit breiten Borte 
und lederne Handschuh, im Winter Pelzmüßen und gestrickte Handschuh getragen. 
Das WamZ der Gemeinen ist am besten von Leder oder Leinen ; Barchet ist feuer3- 
alber nicht dienlich. Als Niederkleider trägt man wollene Hosen, gestrickte Strümpf 
nd fleine Söcklein in die Schuhe. Wer will, mag auch Wadenstiefel tragen. 
Kein Soldat soll eine Feder aufstecken, sie sei denn durch Mannheit und Hurtig- 
eit verdient. Die Wämser dürfen keine „ausgefüllten Bäuche“ haben, die Hose 
nicht bludern. Die Waffen sollen in jeder Kompagnie gleichen Muster3 sein. 
Die „Pickenier3“ tragen Rüstung, lange Spieße und kurze Seitenwehren, die 
iottmeister und Rottknechte auch einen Buffer am Gürtel. Die „Mußquetierer“ 
ühren Mußgquete , Furquete (Gabel)= , Pulver- und Portflaschen, Lunten un 
kurze Cordolassen, die „Archebusier“ Archebusen , Luntenport vnd Pulverflasche 
und neben den Seitenwehren Dölche. Die Leib- und Furierschüßen sollen mi 
ewerschlossen (Radschlössern) versehen sein. Die Befehl3haber tragen „kurke 
Gewehr“ 3 Helleparten, Nondassen vnd Cordelassen oder auch wol Spadons. 
II. „Von Zeit und Ort der KriegsSübung.“ -- Sonntags nach 
er Mittagpredigt wird korporalschaft3weise geübt, alle Monat das ganze Fähn- 
lein gemustert, je im vierten Monat ein „Hauffen“ von drei Fähnlein, wobei ex 
in Schlachtordnung, Schanzen, Anlauf, Lagern u. s. w. vom Obersten oder Oberst- 
ieutenant zu unterrichten ist. Alle Jahr wird einmal im Frühling oder Herbs: 
das ganze Regiment zusammengeführt und drei Tage lang geübt. Für jede3 
Jahrfünft behält der Landgraf sich eine besondere Besichtigung des gesamten Au3- 
<usses vor, unbeschadet gelegentlicher womöglich überraschender Besichtigunge 
versammelter fleinerer Truppenteile. 
IV. „Wie vnd wa3 weyß man die Soldaten Exerciren solle.“ 
In sehr geschickter Weise werden die verschiedenen Stufen der Soldatenschule mi 
en Versammlungen von der Korporalschaft bis zum Regimente verbunden und 
dadurch ein vollständiges tem des Infantexiedienstes aufgestellt. =- a) Bei de 
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