1688 Das XVI14. Jahrhundert. (1700--1740.) IV. Truppenkunde.
die freie Entfaltung des Reitergeistes. Man erwäge 3. B., daß, während das
Reglement Friedrichs I. die Attacke in starkem Trabe oder gutem Galop aus-
geführt wissen wollte, dasjenige Friedrich Wilhelms I. nur von der Attacke im
Trabe redet. Dazu kam die Gefährdung der Feldtüchtigkeit der Reiterei durch
langen Frieden; denn ein solcher schadet der Kavallerie stets mehr als dem Fußvolk,
Ohne daß der König es begünstigte, hielten die meisten Regiments<efs auf gemästete
Pferde; man schonte die Tiere, für welche jährlich nur knapper Ersaß kam, und
machte ihnen, ganz gegen die Vorschrift des Reglements nur wenig Bewegung. --
Friedrich d. Gr. hat daher die Chefs „Pächter und Bauern“ gescholten. =-- Um
die Reiter troß des Pferdeschonens zu beschäftigen, ließ man sie desto fleißiger zu
Fuß exerzieren.
Noch kurz vor feinem Tode erließ der König d. d. Riesenburg
14. Juli 1839 eine Ordre wegen der Formen beim Lag erbeziehen
der Kavallerie, (Akten des Regts. Gensd'Armes im Arch. des
Gr. Generalstabs zu Berlin.)
b) Osterreich.
8:91.
Die interessanteste kavalleristische Arbeit aus der Zeit Kaijer
Karls VI. ist das 1726 erschienene, 1734 neu aufgelegte „Exerci-
tium zu Pferd und zu Fuß“ welches Graf Ludw. Andreas
v. Khevenhüller für sein Dragoner-Regt. verfaßt und später seinen
berühmten „Observations-Punkten“ [S. 1589] angehängt hat.) Dies
Reglement zeigt die Dragoner noch durchaus als „Doppelkämpfer“.
Es zerfällt in 18 Abschnitte.
1. Wie das Regiment in Parade zu stellen: bei kleinem Terrain
oder vor dem Erbfeind (Türken) in drei, bei genugsamem Terrain und vor
regulirten Feinden in zwei Gliedern; fünf Schritt Gliederabstand, Rotten ohne
unmittelbare Fühlung. Drei Hauptdivisionen: Corp8 de Bataille, rechter und
linfer Flügel. Jede Division enthält drei Compagnien, deren jede im Regiments8-
Verbande als ein Ploton gilt. Die Grenadier-Compagnie wird geteilt: zwei
Züge halten auf dem rechten, zwei auf dem linken Flügel. (Au8nahmsweise teilt
man das Regiment auch in vier Divisionen zu je drei Kompagnien.) Die Offiziere
halten vor der Front. '
2. Von der Marc<he-Ordnung. (Eilf Kommando3.) E38 wird gewöhnlich
zugweise, d. h. mit Viertel-Kompagnien in Front marschiert und die Marschsäule
durc< Abschwenken hergestellt. Man konnte aber auch kompagnieweise oder in
E3kadrons (zu zwei Kompagnien) marschieren. Eine Hauptaufgabe war das
Wiedereinschwenken „in Bataille“. Zu den Marsch bewegungen rechnet Verf. auch
1) Kgl. Bibl. zu Berlin. (UH. w. 16715.)