2. Allgemeine Werke aus der Zeit vor dem dreißigjährigen Kriege. 8207
sorgen, hohe vnd niedere Aemptern recht anzuordnen, sondern auch
[wie man ein gankes Veldtläger artlich anstellen sol. Dabei ein lustiger
Bnterricht für die Reutterey, wie Adels- vnd andere Rittermäßige
Personen in heroischen Ritterspielen sich exerciren sollen.“ An Tag
bracht durch Berthold von der Becke, kgl. Maj. in Dennemarke
bestaltem Kriegsrath vnd Obristen. Frankfurt a. M. 1605. 2)
Becke beschreibt das deutsche Krieg3wesen, wie es während seiner Kriegs-
dienste von 1544 bis 1571 beschaffen war, und es erscheint sehr merkwürdig, daß
sein Buch und dasjenige Kirc<hoffs ganz ebenso wie die alte Krieg3ordnung
Michel Ott3 oder della Valles [XVI]. 8 12 und 8 8] von den Einrichtungen des
Dienstes in einer belagerten Festung ausgehen. Interessant ist auch sein „Sum-
marischer Inhalt deß Articulßbrieffs“ in diesem Spiegel.
S8 8.
Sind die Bücher Kirchhoffs und von der Beckes der Vergangen-
heit zugewendet, so wandelt dagegen das bekannte Kriegsbuch Dillichs
ganz in der vom Landgrafen Moriz eingeschlagenen modernen Bahn.
Wilh. Schäffer, genannt Dilich, ein hessischer Predigersohn,
ijt um 1575 geboren und ward um die Wende des 16. u. 17. Ihdts.
Geographus und Historicus des Landgrafen Moriz. Im Gefolge
des ältesten Sohnes dieses Fürsten, Otto, hielt er fich längere Zeit
in den Niederlanden auf und gewann hier reges Interesse für das
Kriegswesen. Das erste Ergebnis seiner Studien auf diesem Gebiete
war das „Kriegs8buch, darin die Alte und Newe Militia
eigentlich beschrieben und allen Kriegßneulingen, Bau-
u. Büchsenmeistern zu nuß unnd guter Anleitung ver-
fertiget“.?) Dilich widmete sein Buch im September 1607 dem
Landgrafen Otto und es erschien zu Kassel 1608. Die Absicht ist,
das alte und neue Kriegswesen zu vergleichen „oder aber zum wenigsten
gegen einander zu halten“. Das Werk zerfällt in zwei Teile, jeder
Teil in zwei Bücher.
I. Teil von dem Apparatu, bewerbung deß Krieg8vol>s , munition,
profeant, exercitien und befestigungen. =- 1. Buch: Von bewerbung des
Kriegßvolks. Wie es bei einem Manne aus der Umgebung des Landgrafen
Moriz fast selbstverständlich, spricht sich Dilich warm für den Gebrauch der eigenen
Untertanen zum Kriege aus und sett sein Negiment, gleich Moriz, aus allen drei
1) Stadtbibl. zu Frankfurt a. M. (Milit. 161.) Die Vorrede auch in einem Sammelbande de«x
Bibl. zu Gotha. (Techn. et ars milit. 4 p. 600.)
2) Bibl. de3 Generalstab3 zu Berlin. Bibl. de3 Zeughauses daselbst. (A. 34.)