189 Die Musik der Gegenwart.
das Werk in ausgezeichneter Weise bühnenfähig gemacht. Baußnern
lebt heute, nachdem er längere Zeit in Weimar und Frankfurt als
Konservatoriumsleiter und Dirigent tätig war, als Sekretär der
Akademie der Künste in Berlin.
Große Erfolge errang auch Ed. Straeßer (geb. 1867) mit seinen
Symphonien, von denen besonders die zweite Aufsehen erregte.
Nach langem Aufenthalt in Köln wurde er vor wenigen Jahren als
Lehrer der Komposition nach Stuttgart an das Konservatorium
berufen.
Fast ganz auf das Gebiet der Oper hat sich Leo Blech (geb. 1871)
beschränkt. Sein „Versiegelt“ gilt als eine der besten komischen
Opern der neueren Zeit. Er weilt als hervorragender Dirigent seit
Jahren in Berlin.
Neuerdings tritt auch Jul. Weismann (geb. 1879) mit seinen
Opern: „Schwanenweiß“, „Traumspiel“ und „Leonce
und Lena“ bedeutsam hervor. Außerdem hat Weismann wertvolle
Klavier- und Kammermusik, darunter ein Konzert für Klavier und
Orchester geschrieben, ferner Lieder und Chöre.
Einen der talentvollsten jüngeren Tondichter, Rudi Stephan
(geb. 1887), hat leider der Krieg hinweggerafft. Mit seiner „Musit“
für Orchester trat er sofort bedeutsam hervor. Seine Oper „Die
ersten Menschen“ bietet musikalisch viel Wertvolles, scheitert aber
an der Unmöglichkeit des Textes.
Als letzten nenne ich mich selbst. Fritz Volbach (geb. 1861)
schrieb Lieder, Kammermusik, 2 Symphonien, Chorwerke, eine Oper
u. a. m. Daneben eine Reihe literarischer Werke. Seit 1918 lebt er
als Komponist und o. Professor der Musikwissenschaft der Universität
in Münster i. W.
Von ausländischen, lebenden Meistern dieser Zeit und
Richtung sind nur wenige zu nennen. In Frankreich herrscht, nach—
dem die älteren Komponisten, die hier in Betracht kommen, fast alle
gestorben, eine jüngere Generation modernster Richtung, die wir später
betrachten werden. In Belgien ist von Bedeutung P. Gilson (geb.
1865), mit symphonischen Werken (La mer u. a.); dann Léon Dubois,
der Leiter des Brüsseler Konservatoriums. Er schrieb mehrere Opern.
Am bedeutendsten ist wohl seine Musik zu dem Mimodram „Le
mort“. In Italien ragt E. Bossi (geb. 1861) hervor als Oratorien—
komponist mit seinem „Hohen Lied“ und dem „Verlorenen
Paradies“. Auch schrieb er wirkungsvolle Orgelwerke, dar—
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